Urlaub bei den Ureinwohnern in Honduras

Las Marias (dpa/tmn) - Honduras bietet mehr als Naturparks, Inseln und Karibikstrände. Wer mit Ureinwohnern leben, kochen und reiten will, hat in der Moskitia-Region im Osten dazu die besten Möglichkeiten.

Moskitos gibt es dort auch, aber der Name kommt nicht daher.

Die Graspiste im Zentrum des Dorfes Belen ist Weide, Fußballplatz und Landebahn. Kühe und Kinder räumen das Feld. Gekonnt setzt der Pilot die Cessna mit fünf Passagieren zwischen Kuhfladen und Grasbüscheln auf den Boden. Der einstündige Flug von La Ceiba führt entlang von Inseln, begrünten Bergen, Lagunen und Urwald bis nach Belen, am Rand der Moskitia-Region in Honduras.

Die tägliche Landung mit ein paar Touristen zählt zu den Höhepunkten in Belen. „Hier ist sonst nichts los, wir haben nicht mal Polizei oder Überfälle“, sagt Kapitän Lindolfo Guillen. Auf je zwei Dörfer an der Laguna de Ibans kommt ein Auto. Im nahen Palacios und in Brus Laguna gibt es ähnliche Landepisten.

Fünf Stunden braucht das lange Boot auf dem Rio Plátano nach Las Marias. Der Kapitän drosselt den Motor. Die Flusswindung ist flach, die Crew stakt nun. Zwei Schildkröten dösen auf einem toten Baumstamm. Oben ein Kreischen: Zwei Grüne Aras überfliegen Urwaldwipfel und Fluss. Die Moskitia-Region ist ein wichtiges Refugium für diese Papageien, ebenso für Tapir oder Jaguar. Das Biosphärenreservat Rio Plátano ist Weltnaturerbe der Unesco.

Es ist eine Welt ohne Auto, Elektrizität, Anmache und Übergriffe, eine, in der viel Platz ist für Vertrauen und Gastfreundschaft. Garten, Wald und Fluss sind die Speisekammer. In Las Marias und anderen Siedlungen haben die meisten Grundstücke keine Zäune. Ziegen, Schweine und Kühe futtern zwischen Holzhäuschen mit Naturfaserdach, Palmen und Papayabäumen, wo sie mögen.

In Moskitia leben die Miskito, die der Region ihren Namen gaben. Auch Moskitos fühlen sich hier wohl. Über den Gästebetten in den Holzhäuschen hängen Moskitonetze. Doch es gibt schlimmere Moskito-Ecken auf der Welt. Die Moskitia ist die größte noch zusammenhängende Regenwaldzone in Zentralamerika. Hügelige Regenwälder grenzen an Kiefern- und Grassavannen.

In Las Marias grunzen Schweine, Hühner gackern zwischen Stelzenhäuschen. Im Küchenhaus kocht Suppe auf dem Steinofen mit Holzfeuer. „Was wollt ihr abends essen?“, fragen Mariano und seine Frau Doña Justa. Er ist seit 25 Jahren im Geschäft. Die Gäste möchten Pommes aus Brotfrucht, frischen Fisch und Yuca. Alle gehen nun wandern und „einkaufen“. Unten am Fluss schwimmt ein Einbaum mit Großfamilie und Bananenernte.

Ein paar Yuca gibt es drei Kilometer weiter von einer Frau geschenkt, die Kakao anbaut und gerade mit ihren Enkeln und Papageien plaudert. Bei deren Nachbarin pflückt der 50-Jährige Mariano drei Früchte vom Brotfruchtbaum und zahlt 6 Lempira, etwa 25 Euro-Cent. „Wir sind arm, aber keiner hungert“, sagt er. Sieben mittelgroße Fische hat er in einer Stunde aus dem Fluss geangelt.

Die Hausherrin ist stolz auf ihre Kochküste und ihren Garten, in dem sich auch Helikonien und Flamboyant-Bäumchen um die Häuschen ranken. Für eine Nacht in ihrem Gästehaus mit drei Mahlzeiten berechnet sie 16 Euro. So sind auch die Preise in der nahen Pension „Doña Diana“ direkt am Fluss.

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