Urlaub ohne Portemonnaie: Was all inclusive bedeuten kann

Nürnberg (dpa/tmn) - All inclusive boomt. Der Anteil der Urlaube mit der beliebten Vollverpflegung ist bei den Veranstaltern im vergangenen Touristikjahr um zwölf Prozent gestiegen, ergab eine neue GfK-Studie zum Reiseverhalten der Deutschen.

All inclusive ist aber nicht gleich all inclusive. „Das ist kein Begriff, der irgendwie definiert ist“, sagt Beate Wagner von der Verbraucherzentrale NRW. „Man erwartet vielleicht Vollpension und dass alle nicht-alkoholischen Getränke im Preis inbegriffen sind. Als Urlauber sollte ich aber nachfragen, was tatsächlich eingeschlossen ist.“

„All inclusive definiert jeder Veranstalter für seine Produkte selbst“, bestätigt Sibylle Zeuch vom Deutschen Reiseverband (DRV). Hier muss der Urlauber letztlich im Reisekatalog nachschauen, was für Leistungen enthalten sind. „Essen und Trinken sind in der Regel inbegriffen - das zählt klassischerweise zu all inclusive.“

Das Konzept sei je nach Zielgruppe anders, erklärt Stefanie Schulze zur Wiesch, Marketing-Chefin bei Tui Deutschland. „All inclusive für Familien heißt zum Beispiel, dass die Kinder immer Softdrinks und Eis aus der Truhe bekommen. Und die Kinderbetreuung im Hotel ist inkludiert.“ Bei Tui ist der Magic-Life-Club „die Mutter des all inclusive“, wie Schulze zur Wiesch sagt. Dort gibt es ein vielfältiges Sportangebot inklusive. „Der Urlauber kann Wasserski fahren, Tennis spielen und sich Mountainbikes leihen.“

Bei den All-Inclusive-Sportangeboten von Thomas Cook ist oft alles dabei, was man auf dem Wasser machen kann: Katamaran-Fahrten, Schnuppertauchen, Wasserski. Es gibt aber auch Tennis- oder Golfschnupperkurse. „Das ist etwas für Reisende, die ihren Urlaub im Wesentlichen im Hotel verbringen und zwischendurch ein wenig Sport machen möchten“, erklärt Markus Leutner, der sich bei Thomas Cook und Neckermann um die Produkte auf der Nah- und Mittelstrecke kümmert.

In Europa ist heute vor allem die Türkei als Destination für All-Inclusive-Urlaube bekannt, der Anteil an entsprechenden Hotels ist sehr hoch. „In Ägypten, in der Türkei und in der Dominikanischen Republik sind weit über 90 Prozent der Angebote all inclusive“, sagt Leutner. Viele neue Hotelanlagen wurden nämlich in Regionen gebaut, die nicht in der Nähe eines Ortes liegen. „Gerade dort, wo es nur wenig gewachsene Infrastruktur gibt, lohnt sich das Konzept“, erläutert DRV-Sprecherin Zeuch. Tui nennt als Beispiel für eine solche Situation die Kapverden. „Dort kann ich nicht vor die Tür gehen und zwischen zehn Restaurants auswählen“, sagt Schulze zur Wiesch.

Und für wen lohnt sich all inclusive? Verbraucherschützerin Beate Wagner denkt vor allem an Urlauber, die - logischerweise - viel essen und trinken und von den Einrichtungen der Hotels und Clubs regen Gebrauch machen. „Und für Familien ist das Konzept immer relevant, weil sie Budgetsicherheit haben möchten und nicht jedes Mal mit den Kindern verhandeln wollen“, ergänzt Schulze zur Wiesch.

Mittlerweile gibt es das Konzept sogar im Luxussegment. „Beispielsweise sind dann auch Spezialrestaurants im Paket enthalten und nicht nur das Hauptrestaurant“, berichtet Leutner. „Oder der Butlerservice.“

Was sich hinter all inclusive verbirgt, ist also ganz verschieden - genauso wie der Urlauber, der solche Angebote in Anspruch nimmt. Stefanie Schulze zur Wiesch sagt: „Es gibt keinen typischen All-Inclusive-Urlauber.“

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