Tansania Wandern am „Kili“, Baden auf Sansibar

Das Land im Osten Afrikas wird als Reiseziel immer beliebter. Es bietet vor allem eines: Abwechslung.

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Simon führt die kleine Wandergruppe sicheren Schrittes über ab und zu etwas glitschige Wege. Baumhohe Farne. Lianen, die sich um Baumriesen winden. Und plötzlich, inmitten all der grünen Pracht: ein stolzes, grau-verwittertes Kirchenschiff. Wie ein Spuk aus einer anderen Welt mutet das altwürdige Gotteshaus in der Wildnis des Regenwalds an, in der Nähe von Moshi, einer 200 000-Einwohner-Stadt am Fuß des Kilimandscharos. Mit 5895 Metern ist er Afrikas höchster Berg und der höchste freistehende Berg der Welt.

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Rund 50 000 Gipfelstürmer kraxeln pro Jahr in dünner Luft auf sieben Routen den Berg mit seinem weißen Schneedach hinauf. Doch inzwischen floriert auch ein anderer, sanfterer Tourismus rund um den „Kili“, wie die Einheimischen ihn nennen: Es sind Wanderungen, bei denen man den Berg, seine faszinierenden Landschaften und die Menschen, die hier leben, näher kennenlernt — auch wenn man keine alpinen Ambitionen hat.

„Die Wanderungen führen immer an der Regenwaldgrenze entlang, also zwischen 1500 und 2000 Metern Höhe“, erklärt Bergführer Simon Mtuy, der selbst den Guinness-Weltrekord für die schnellste Besteigung des Bergs in sagenhaften acht Stunden und 22 Minuten hält. Die Urlauber aus Europa begegnen einheimischen Bauern, sehen Schmetterlinge, Bananenplantagen, Kaffeefarmen, darunter die eines großen deutschen Kaffeerösters.

Sie schnuppern an Wildblumen wie lilafarbenen Vergissmeinnicht, kosten wilde Himbeeren, hören das Rauschen kleiner Wasserfälle. Links der Wald, rechts die afrikanischen Dörfer — auf geführten Wandertouren kann man den ganzen Berg in einer Woche umrunden und Afrika wirklich hautnah erleben. Übernachtet wird in Zelten, die von Trägern mitgeführt werden. Aber auch Tagestouren sind möglich.

Beim Örtchen Kibosho taucht plötzlich eine Dschungelkirche mitten in der Natur auf. Ein freundlicher, rundlicher Mann in grauer Hose und waldgrünem T-Shirt stellt sich als Pastor der „Kanisa Katolikila Kibosho“ vor, der katholischen Kirche von Kibosho. Missionare des Heiligen Geist Ordens aus Saarbrücken bauten die Urwaldkirche im Jahr 1893, erklärt er. 15 000 Menschen gehören zum Einzugsgebiet. An der Decke des Kirchenschiffs zeigen sich Risse. „Wir erhalten schon lange keine Unterstützung mehr aus Deutschland“, sagt Pastor Materu, und wenn er sich etwas wünschen könnte, wären das „Spenden und ein bis zwei Schwestern zur Hilfe.“

Bergführer Simon Mtuy, 42, drängt zum Weitermarsch. Die Wandergruppe trifft jetzt auf zwei Honigsammler — ein einträgliches Geschäft an den Hängen des Kilimandscharo. Vielleicht ist ja auch der Honig schuld, dass die Chagga, der am Kilimandscharo lebende Stamm, zu den ältesten Menschen Afrikas gehören. Viele werden mehr als 100 Jahre alt, und 80-Jährige klettern noch agil den Berg hinauf.

Ob Gipfelstürmer oder gemächliche Wanderer: Nach dem „Kili“ hat man sich auf jeden Fall einen Badeurlaub auf Sansibar verdient. Die zu Tansania gehörende Gewürzinsel, knapp 40 Kilometer vor der Küste im Indischen Ozean gelegen, bietet nicht nur Traumstrände, sondern auch eine faszinierende, von der Unesco geschützte Altstadt.

Aber auch an den kilometerlangen Stränden der Nord- und Ostküste von Sansibar kann der Urlauber ungestört sonnenbaden und bei Mondlicht legendäre Strandpartys feiern. Obwohl zu 96 Prozent muslimisch, ist Sansibar das Ibiza Afrikas, eine Wohlfühl-Oase im unruhigen Kontinent.

Überall findet der Reisende Spuren der reichen Historie, vor allem in der Altstadt. Koloniale Wanduhren, bröckelnde Sultanspaläste und indische Handelshäuser künden von Jahrhunderte langem Seehandel zwischen Arabien, Indien und Ostafrika. Die Swahili-Kultur hat eigene Möbel, eine eigene Sprache und eigene Sitten hervorgebracht.

Stone Town wird die märchenhafte Altstadt genannt, weil die meisten der 2500 denkmalgeschützten und ineinander verschachtelten Häuser aus Korallenstein gebaut sind. Die Stadt ist wie ein lebendes Museum. In den engen Gassen backen Frauen Chapatis, flache Teigpfannkuchen, auf Holzkohleöfen.

Die Gassen füllen sich, wenn die heißen Mittagsstunden vorüber sind. Dann drängen Urlauber zum „Africa House“ mit seiner großen Terrasse, um den filmreifen Sonnenuntergang im Indischen Ozean zu beobachten.

Mit einem Gin Tonic stoßen sie auf ihre Erlebnisse in Tansania an, vom Kilimandscharo bis zur Küste — und haben dafür sogar noch eine gute Ausrede. Das Chinin im Tonic Wasser gilt als wirksames Mittel gegen Malaria, obwohl die inzwischen auf Sansibar kaum noch vorkommt. Ein weiteres Plus der faszinierenden Urlaubsinsel.