Wo die Tiere Chef sind: Das Naturparadies der Galápagos-Inseln
Quito (dpa/tmn) - Echsen, Robben, Flamingos und unzählige andere Tierarten leben auf den Galápagos-Inseln wie zu Urzeiten. Eigentlich stört der Mensch dort nur. Aber wer vorsichtig reist, darf sich auf die Spuren von Charles Darwin machen.
Fregattvögel gleiten im Sonnenuntergang am Himmel entlang, während sich die „La Pinta“ langsam zur nächsten Insel aufmacht. An Deck steht Rogelio aus Argentinien und umarmt seine Frau Suzana. „Unglaublich, oder?“ Dutzende Länder hat das Rentner-Paar aus Argentinien schon bereist, war auf allen Kontinenten, aber so etwas wie die Galápagos-Inseln haben die beiden noch nicht gesehen. „Unglaublich“, sagt Suzana alle paar Minuten auf der fünftägigen Kreuzfahrt. „Unglaublich.“
Schon am Kai von Puerto Ayora, der größten Stadt des Archipels vor der Küste Ecuadors, wo diese Kreuzfahrt begonnen hat, wird die wundersame Eigenheit und Ursprünglichkeit dieser Tierwelt deutlich. Passagiere und Gepäck müssen mit Schlauchbooten auf die etwa 50 Meter entfernt im Wasser schaukelnde Jacht übersetzen, aber eine Robbe liegt ausgestreckt auf dem kleinen Holzsteg und sonnt sich. Vorsichtig trippeln Crew und Passagiere an dem Tier vorbei, Fotoapparate klicken. Die Robbe scheint sich nicht daran zu stören, winkt freundlich mit der Flosse und bewegt sich ansonsten keinen Zentimeter. Auf den Galápagos-Inseln sind die Tiere die Chefs.
Rund 200 000 Menschen besuchen das 1978 zum Unesco-Weltnaturerbe erklärte Archipel jedes Jahr. Für die rund 25 000 Einwohner der fünf besiedelten Inseln ist der Tourismus die wichtigste Einnahmequelle. „Niemand kommt doch nach Ecuador, nur um in der Hauptstadt Quito einen Poncho zu kaufen“, sagt Carlos, der Reiseleiter auf der „La Pinta“. „Galápagos hat eine wahnsinnige Anziehungskraft auf Menschen aus aller Welt.“
Ein Grund dafür heißt Charles Darwin. Rund einen Monat lang wanderte Darwin 1835 über die Inseln und sammelte Proben von Tieren und Pflanzen. Aber erst zurück in Großbritannien fielen ihm vor allem an den Finken Unterschiede auf: Auf jeder Insel sah die dort lebende Art geringfügig anders aus, hatte beispielsweise eine andere Schnabelform entwickelt, um die nur dort wachsenden Früchte besser essen zu können. Der Grundstein zu Darwins Buch „Die Entstehung der Arten“ war gelegt.
Heute flattern Darwins berühmte Finken immer noch über die Inseln, stellen aber bei weitem nicht die größte Attraktion in dieser wundersamen Tierwelt dar: Hunderte Tierarten leben auf den Inseln. Schildkröten größer als Autoreifen tapsen über einige Archipele, Tölpel mit Schlumpf-blauen Füßen watscheln über die Strände, fliegen beim Jagen wie ein Pfeil ins Meer und füttern ihre weißfedrigen, zerzausten Jungen. Galápagos-Pinguine, die einzige Pinguin-Art der nördlichen Hemisphäre, schwimmen in kleinen Grüppchen gleich daneben.
Ein paar Regeln sind beim Besuch wichtig: Es darf nichts als Souvenir mitgenommen werden, weder die bunten Muscheln an Land noch die prachtvollen Seesterne unter Wasser. „Das bringt das Ökosystem hier sofort aus dem Gleichgewicht“, sagt Carlos. Und: Nie zu nah an die Tiere herangehen, sie in Ruhe lassen und auf keinen Fall anfassen. „Wir tun ihnen nichts, sie tun uns nichts“, sagt der Ecuadorianer.