König Ludwig und der Starnberger See
Possenhofen (dpa/tmn) - König Ludwig II. kam hier nicht nur zu Tode. Am Starnberger See hier verbrachte der „Kini“ mit Vorliebe seine Mußestunden, gern zur Musik Richard Wagners. Wer seine Lieblingsplätze rund um den See besucht, versteht schnell, warum.
Es gibt nur ein Kreuz am Starnberger See, um das sich so viele Fragezeichen ranken. Es steht einsam im seichten Wasser, umspielt von sanften Wellen, die die Nordwestbrise herüber nach Berg weht. Es markiert die Stelle, an der man den Leichnam König Ludwigs II. fand. Wie er zu Tode kam, ist bis heute ungeklärt.
Ist er wirklich ertrunken, wie die offizielle Version aus dem Jahre 1886 es überliefert? Kaum vorstellbar: Das Ufer ist flach, das Wasser am Kreuz gerade mal knietief. Oder doch ermordet, von seinen Gegnern, die ihn entmündigt hatten und ihn loswerden wollten, weil er sich und das Königreich mit seinem Bauwahn in Schulden stürzte? Man wird es vielleicht nie erfahren.
Nur der Ort steht fest, da steht das Kreuz, und dahinter die Votivkapelle, ein beeindruckendes Bauwerk aus Stein. Am 13. Juni 2011, wenn sich der Todestag Ludwigs zum 125. Mal jährt, werden hier 1000 Besucher der großen Gedenkfeier beiwohnen. Der Altar für die Feier muss im Freien aufgebaut werden, die Kapelle könnte die Massen nicht aufnehmen. Draußen auf dem See wird der Dampfer „MS Starnberg“ auf Höhe des Kreuzes stoppen, bei Drei-Gänge-Menü und Wagner-Klängen können die Passagiere einen Blick auf das Spektakel werfen.
Das Mysterium des Märchenkönigs zieht Touristen aus aller Welt an den Starnberger See - nicht nur, weil er hier starb. Der See war sein Rückzugsort. „Er war gern alleine, genoss die Einsamkeit und suchte Oasen der Stille“, sagt Stefan Jetz, Vorstand des Verbands der Königstreuen. „Der Starnberger See war ein Ruheplatz für seine Seele.“
Wer die Mußeorte des „Kini“ sucht, muss mit dem Dampfer von Berg quer über den See nach Possenhofen fahren. So wie Ludwig es oft tat, wenn er sich auf der Roseninsel noch weiter zurückziehen wollte.
Im Schloss Possenhofen traf Ludwig schon als Kind auf seine Großcousine Elisabeth, auch bekannt als Sisi. Sehr viel öfter traf er die spätere Kaiserin von Österreich aber auf der Roseninsel. Ludwig wird die Kutsche genommen haben, heute spaziert man durch das Örtchen Possenhofen, vorbei am alten Haus des Fischers Gebhardt, am Restaurant Schiffsglocke und durch den grünen Lenné-Park.
Das letzte Stück fährt man mit Norbert Pohlus. In Trachtenjanker und Lederhose sitzt er am Steuer seiner „Plett'n“, einem kleinen Kahn, und schippert Leute zwischen vom Festland zur Insel.
Über 300 Rosenstöcke stehen hier, mehr als 100 verschiedene Sorten, die zu unterschiedlichen Zeiten blühen. Eine Fliederhecke trennt das Rosenrondell an drei Seiten vom Rest des Parks. An der vierten steht die Villa, mit hellen Räumen, ausladenden Terrassen und Balkonen. Sie geben den Blick auf den Park frei, auf die Ufer des Sees und die Alpen dahinter.
Wer sich durch das Haus führen lässt und über die kleine Insel spaziert, versteht, warum sich Ludwig oft hierher zurückzog, warum er hier sogar in der Zeit des Deutschen Krieges von 1866 wochenlang in der Natur und der Musik Richard Wagners versank. Nicht zuletzt war die Roseninsel sein heimlicher Treffpunkt mit Sisi.
„Die beiden verband eine tiefe Seelenverwandschaft“, sagt die Historikerin Juliane Reister. Sie leitet das Museum im historischen Bahnhof Possenhofen, das eine ständige Sisi-Ausstellung beherbergt und aktuell eine Sonderausstellung zu König Ludwig. „Ludwig und Sisi waren Schöngeister, die in ihren Ämtern gefangen waren.“