Zug zu spät: Vorab-Info und Fahrgastrechte kennen

Berlin (dpa/tmn) - Warten, warten, warten: Ein Drittel aller Fernzüge ist unpünktlich. Das nervt. Doch Reisende können sich behelfen: Wie sie die Fahrtzeiten von zu Hause aus abfragen und welche Rechte sie geltend machen können, ist hier aufgelistet.

Online-Auskunft nutzen: Ob ein Zug pünktlich kommt oder nicht, erfahren Reisende nicht erst am Bahnhof: Bei der Online-Auskunft der Bahn können sie sich schon von zu Hause aus über Zugverspätungen informieren. „Das sind die zwei zuverlässigsten Möglichkeiten“, erklärt Karl-Peter Naumann, Vorsitzender des Fahrgastverbands Pro Bahn. Die Auskunft findet man unter http://www.bahn.de/ris. Wer keinen Internetzugang hat, kann auch die Zentrale Service-Nummer der Bahn anrufen (+49 180 5996633).

Die Reiseauskunft gibt es auch als Anwendung für internetfähige Handys wie iPhone und Blackberry. Angezeigt wird dort zum Beispiel, ob und wie viel Verspätung der Zug hat oder ob er von einem anderen Gleis abfährt. Der Bahn zufolge wird das System minütlich aktualisiert.

Zeit gut kalkulieren: „Der Zug verspätet sich um ca. 30 Minuten.“ Die Zeitangaben sollten Reisende nicht zu genau nehmen. „Zehn Minuten vorher sollte man schon da sein“, rät Karl-Peter Naumann, Vorsitzender des Fahrgastverbands Pro Bahn. Die angezeigte Zeit könne sich manchmal auch wieder verkürzen. Doch manche planen das nicht ein und verpassen den Zug. Wer ein Ticket mit Zugbindung hat, sollte sich an einen Bahn-Mitarbeiter wenden. Denn es gibt keine feste Regelung. „In der Regel ist man da sehr kulant“, sagt Pro Bahn-Chef Naumann.

Recht auf Entschädigung: Bahnreisende haben in der Regel erst Anspruch auf eine Entschädigung, wenn der Zug mindestens eine Stunde zu spät am Zielort ankommt. Ab 60 Minuten Verspätung erhalten sie 25 Prozent des Fahrpreises zurück, ab 120 Minuten wird die Hälfte des Preises erstattet. Darauf weist der Tarifverband der Bundeseigenen und Nichtbundeseigenen Eisenbahnen in Deutschland hin. Passagiere mit Zeitfahrkarten bekommen pauschal ab 60 Minuten Verspätung im Fernverkehr 7,50 Euro in der Ersten Klasse und 5 Euro in der Zweiten Klasse zurück.

Eine Ausnahme sind die ICE-Sprinter, die mit wenigen Zwischenhalten die deutschen Metropolen verbinden. Wer ein Ticket in diesen Zügen gebucht hat, bekommt schon ab 30 Minuten Verspätung seinen Aufpreis zurück, wie eine Sprecherin der Deutschen Bahn erklärt. Dieser Zuschlag beträgt für die Erste Klasse 16,50 Euro, für die Zweite Klasse 11,50 Euro.

Formular ausfüllen: Die Verspätung sollen sich Fahrgäste laut der Deutschen Bahn durch den Zugbegleiter oder am Service Point im Bahnhof bestätigen lassen. Das ausgefüllte Fahrgastrechte-Formular können Bahnkunden zusammen mit der originalen Fahrkarte innerhalb der folgenden zwölf Monate in einem Reisezentrum der Bahn abgeben, um ihre Ansprüche geltend zu machen. Wer seine Verspätung nicht bestätigt bekommen hat, sollte sich an das Servicecenter Fahrgastrechte wenden. Das gilt auch für Fahrgäste, die mit einer Zeitfahrkarte verspätet am Ziel ankamen.

Zugverspätungen: Jeder dritte Fernzug der Bahn fährt laut einer Analyse der Stiftung Warentest unpünktlich. Das ergab eine Auswertung von knapp 500 000 Ankünften an 20 deutschen Bahnhöfen von Juli 2010 bis Ende Februar 2011, wie die Stiftung in Berlin mitteilte. Am unzuverlässigsten sind demnach Nachtzüge, aber auch Intercity und ICE. Besser schnitt der Nahverkehr ab. Nach Auswertung von 850 000 Ankünften waren demnach 15 Prozent der Regionalzüge zu spät. Ein Zug gilt als unpünktlich, wenn er mehr als fünf Minuten über Plan ist.

Die Stiftung Warentest erläuterte, je weiter Züge führen, desto höher sei das Verspätungsrisiko. So seien 42 Prozent der über lange Strecken rollenden Nachtzüge unpünktlich gewesen, ICE und Eurocity zu 34 Prozent und Intercity zu 29 Prozent. Im untersuchten Zeitraum war der Bahnbetrieb unter anderem durch hochsommerliche Unwetter, durch Eis und Schnee sowie mehrere Warnstreiks beeinträchtigt. Ausgefallene Züge wurden nicht berücksichtigt. Der bundeseigene Konzern fährt täglich knapp 27 000 Personenzüge mit mehr als 5,3 Millionen Reisenden. Die höchsten Anteile verspäteter Fernzüge gab es in Erfurt mit 43 Prozent und in Leipzig mit 39 Prozent. Es folgten Hamburg mit 38 Prozent sowie Berlin und Köln mit jeweils 37 Prozent.