Schild Davids - vom Ornament zum Symbol

Die Menschen im Mittleren Osten waren schon sehr früh gute Astronomen und Mathematiker. So geht man davon aus, dass das Hexagramm, der sechszackige Stern aus den ineinander verwobenen gleichseitigen Dreiecken und das Pentagramm, der fünfzackige Stern, zuerst im indischen Raum vorgekommen sind.

 Wuppertal

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Foto: Fries, Stefan (fri)

Über die Handelswege sind diese Zeichen dann weiter nach Westen gelangt, wo man sie als Ornamente an Bauwerken und in Mosaikböden findet. In Sidon fand man das Hexagramm bei Ausgrabungen aus dem 7.Jhdt.v.d.Zt. Etwa aus dem 5.Jhdt.v.d.Zt. waren Ölkrüge, die man bei Jerusalem ausgrub, mit diesem Stern versiegelt. Gehörten sie zum Tempelschatz? Die Legende sagt, dass sich auf dem Schild Davids ein goldenes Hexagramm befand. Daher bekam es den Namen „Schild Davids“. Davids Sohn, König Salomo, soll einen besonderen Siegelring mit dem Hexagramm oder dem Pentagramm besessen haben. Doch die Begriffe Schild Davids und Siegel Salomos werden mal so mal so überliefert. Israelreisende kennen sicherlich beide Sterne von den Ruinen der Synagoge in Kaparnaum aus dem 1. Jhdt. Die Muslime, die sich bis heute streng an das Bilderverbot der Heiligen Schrift halten, verwendeten beide Sterne oft als ornamentalen Schmuck. Mit dem Siegeszug des Islam kamen sie so in viele Teile Europas. Muslime haben übrigens schon Ende des 6. Jhdts. eine Kleiderordnung eingeführt. In ihren Herrschaftsgebieten sollten Juden und Christen an ihrer Kleidung zu erkennen sein. Das war zunächst nicht als Diskriminierung gedacht, aber man wollte sexuelle Kontakte und somit eine Vermischung der Gruppen verhindern. Interessant ist, dass Juden gelbe Gewänder tragen mussten. Einige Jahrhunderte später wurde gelb die Farbe der Huren und Verbrecherinnen.

Dazu später mehr. Im Mittelalter machte vor allem der Davidstern als Amulett Karriere. Viele Menschen waren abergläubisch. Sie suchten Schutz vor all den Bedrohungen des Lebens. Die Legende, dass dieser Stern König David vor seinen Feinden geschützt hatte, tat sicher ein Übriges.

Man gravierte Verse aus Psalmen auf den Stern, Namen von Engeln, sogar verschlüsselte Gottesnamen. Das alles sollte sowohl Juden als auch Christen vor Dämonen, bösen Krankheiten, dem plötzlichem Kindstod usw. schützen. 1357 kam Kaiser Karl IV nach Prag. Ein so hoher Besuch wurde von den verschiedensten Delegationen mit eigenen Fahnen empfangen. Zu diesem Anlass soll der Kaiser auch den Juden von Prag die Gunst einer eigenen Fahne gewährt haben. Diese Fahne war rot, hatte in der Mitte einen goldenen Davidstern und in dessen Mitte einen Judenhut. Dieser Hut gehörte zu einer Tracht und wurde lange Zeit nicht als diskriminierend empfunden. 1215 hatte Papst Innozenz III eine Kleiderordnung für Juden vorgeschrieben, die aber in den Ländern sehr unterschiedlich streng umgesetzt wurde und vielerlei Farben und Formen aufwies, bis sich langsam die Farbe Gelb für Mützen, Tücher und aufzunähende Ringe durchsetzte.

Bekanntlich wurden Juden nicht in Zünfte aufgenommen und mussten ihre Berufe in Nischen finden. In Böhmen und im süddeutschen Raum konnten sie Schankwirte und Bierbrauer sein.

Manche schmückten ihre Hausschilder mit dem Stern. Der war inzwischen ein so bekanntes Schmuckelement, dass auch Christen ihn übernahmen. Ebenso war es mit dem Beginn des Buchdrucks. Juden druckten ihre eigenen Bücher und wenn der Drucker David hieß, was häufiger vorkam, verwendete er den Stern als Druckerzeichen. So tauchte er in Büchern, auf Schriftstücken und auf Exlibris auf. Ein Kuriosum ist ein Grenzstein von 1656, der die Grenze zwischen dem jüdischen Viertel und der christlichen Stadt Wien markierte. Auf der christlichen Seite war ein Kreuz, auf der jüdischen ein gleichgroßer Stern eingemeißelt. Er befindet sich im Wiener Stadtmuseum. Wie gesagt, die Ausgrenzung der Juden wurde in den Herrschaftsgebieten unterschiedlich streng gehandhabt. Nach der französischen Revolution und mit dem Siegeszug Napoleons verschwanden Ghettomauern und Kennzeichnungen ganz.

Ausgerechnet jetzt verschärfte sich der politische Antijudaismus, der seitdem Antisemitismus genannt wird. Zum Beispiel nahmen die überall aufkommenden Turnvereine mehrheitlich keine Juden auf. Also gründeten die Juden eigene Vereine und schmückten ihr Banner mit dem Davidstern. Der Schock der Dreyfus-Affäre in Frankreich führte 1897 zum ersten Zionisten-Kongress unter Theodor Herzl. Dort wählte man einstimmig einen Gebetsschal mit den blauen Streifen und in der Mitte den Davidstern in Blau als Kampf- und Hoffnungszeichen. Erst auf dem 18. Zionisten-Kongress 1933 in Prag hat man diese Wahl offiziell bestätigt. Trotz der bereits dunklen Wolken am Himmel konnte damals noch niemand ahnen, dass dieser Stern, gelb gefärbt, ab dem 1. September 1941 von jedem Juden ab sechs Jahren getragen werden musste. Wie wir alle wissen, gingen sechs Millionen Männer, Frauen und Kinder mit ihm in den Tod. Seit 1948 leuchtet er wieder in der Farbe Blau als Zeichen der Hoffnung auf der Fahne des Staates Israel und wurde trotz seiner langen teils noch unerforschten Geschichte als Ornament im 20. Jhdt. zu einem jüdischen Symbol.