Digitale Verunsicherung Datenfluten, die in Panama kanalisiert wurden
Der Panamakanal mündet in Briefkastenfirmen. Mehr als zehn Millionen elektronische Schriftstücke: Die „Panama Papers“ legen per Datenleck offen, dass Gelder und Steuern weltweit über Scheinfirmen verschippert wurden.
Schon werden die Papiere — noch immer unter Verschluss — von Politik und Medien gelobt. Dabei ist unbestritten, dass solch eine Attacke auf geschützte Datenbestände illegal sind.
Man stelle sich vor, Hacker würden weltweit auf eigene Faust in Netzwerke von Kanzleien, Unternehmen und Regierungen eindringen und suchen, was sich irgendwie verwerten lässt. Eine selbst ernannte Internetpolizei, die ohne Anfangsverdacht an jedem beliebigen Platz ermittelt? Offensichtlich haben wir sie schon. Im Halse stecken bleibt uns da dann doch das Lob für die Robin Hoods im Web Wood.
Wie viel Wilderei in privaten Daten gibt es, bei der die Beute nicht öffentlich verteilt wird. Wie viele Durchsuchungen finden ohne richterlichen Beschluss und ohne Wissen der Betroffenen statt. Und wie viele erbeutete Daten verschwinden nach einer Schutzzahlung. Naiv, einen Erfolg zu feiern, der auf kriminellen Aktivitäten basiert, die das Internet wie ein Krebsgeschwür durchwuchern.
Unter dem Etikett „Leaking“ gewinnen die Einbrüche gesellschaftliche Anerkennung: „Wer einmal leakt, dem glaubt man, nicht?“ heißt der präjudizierende Refrain des Vertrauens, in den alle einstimmen bis auf jene, deren Namen publiziert wurden. Man findet sie im Internet auf der „Panama Paper“-Seite, bei den verschiedensten Medien und auch Wikipedia macht sich zum Instrument der Hatz: „Wer nicht schuldig ist, wird sich schon wehren“, lautet die Argumentation.
Da bleibt kein Raum für Zweifel: Besser vorverurteilen, bevor noch jemand unberechtigt beschuldigt wird. Wenn die Presse nach Legislative, Exekutive, und Judikative als vierte Gewalt gesehen wird, kommt das forcierte Datenleck als fünftes Rad am Wagen hinzu. Das Problem dieser Konstruktion: Sie lässt sich nicht mehr steuern. Nachprüfen entfällt aus Mangel an Beweisen. So manches lässt sich leicht beleaken, was nur schwer zu belegen ist.