Digitale Verunsicherung Von Körpern, die ins Netz gebeamt werden
Beam me up, Scotty“. Teleportation? Quer durchs All in Datenpaketen transportiert, setzen sich Kirk, Spock und Pille auf der USS Enterprise wieder zusammen. Körperloses Reisen? Schon heute umrunden wir in Datenform die Welt: Urlaubsbilder, Familienvideos, Postings und Weblogs, Einkaufskörbe und Wunschlisten, sie transportieren alle einen Teil von uns.
Google, Facebook, Apple und Microsoft. Tausenden Firmen sind wir von Kopf bis Fuß bekannt, von Hutschnur bis Schuhgröße. Unsere Lieblingsjeans liegen bei Amazon passend bereit — samt Sweatshirt und Gürtel.
Jacke wie Hose, denken wir, doch auch unsere Vorlieben in Film, Musik und Literatur ereilen uns online als Empfehlungen. Ob wir Kopfkissen mit Blümchenmuster bevorzugen und im Bett allein oder zu zweit Entspannung suchen (und was wir hierfür noch so alles bestellen), halten wir nicht unter der Decke. Unsere Daten sind Weltwirtschaftsgut.
Mit wem wir sprechen und worüber, ob wir Geiz geil und was zu teuer finden, in welchem Job wir schuften und was wir verdienen, all das lässt sich vermarkten. Ob wir Rechnungen pünktlich überweisen, auf Kredit kaufen oder Mahnungen erhalten, wo wir ein Haus bauen oder wohin wir reisen, was wir essen und trinken, ob wir bar oder per Karte zahlen, wen wir treffen und auf welchen Spitznamen unsere Katze hört — diese Informationen runden das Bild unserer Persönlichkeit ab.
Fein säuberlich zerlegt in diese und viele weitere Informationen, werden wir durchs Internet gebeamt. In den Rechenzentren dieser Welt materialisieren sich unsere Datenskelette und wir wissen nicht einmal, wo. So geht es nicht, hat nun der Europäische Gerichtshof entschieden: Unsere Daten sind nicht sicher vor unberechtigtem Zugriff. Das „Safe Harbor“-Abkommen mit den USA bietet nicht genügend Schutz. Wir sind Internet-Konzernen und Nachrichtendiensten mit Haut und Haar ausgeliefert. Und kein Scotty ist da, der uns in Sicherheit beamt.