Der U-Dax lernt das Einmaleins

Verkehrsdezernent Werner Leonhardt gibt zu: Die bisherige Kostenberechnung für die Wehrhahnlinie hatte "keinen kalkulatorischen Hintergrund".

Düsseldorf. "Es wird keine Komfortverluste geben." In der jüngsten Sitzung des Verkehrsausschusses sagte Birgit Hoppe−Johnen viele Dinge, die bei den politischen Gegnern auf Unverständnis stießen. Doch wie die Leiterin des Verkehrsamtes bei der Wehrhahnlinie 100 Millionen Euro einsparen will, ohne den Standard zu senken, leuchtete nicht einmal der CDU ein. "So etwas geht doch gar nicht ohne Qualitätsverluste", monierte etwa Ratsfrau Annelies Böcker. Zuvor hatte Werner Leonhardt eingestanden, dass sich die Stadt verkalkuliert hat. "Die Kosten sind erkennbar zu niedrig angesetzt worden", erklärte der Verkehrsdezernent. Man habe ursprünglich einfach nur den Preis für die Oberbilker Strecke auf die Wehrhahnlinie hochgerechnet. "Das hatte keinen kalkulatorischen Hintergrund. Wichtig war, in den Bedarfsplan des Landes aufgenommen zu werden." Das heißt: Bis Anfang diesen Jahres hat die Stadt mit Zahlen gerechnet, die auf der Preisbasis von 1996 beruhten. Und sich an den Kosten einer Strecke orientiert, die bei weitem nicht so ambitioniert geplant war wie die Wehrhahnlinie. Deshalb war Fachleuten seit langem klar, dass der wirkliche Preis für die neue Röhre wesentlich höher liegen müsse, als die 649,4 Millionen Euro, die in den Haushalt 2002 eingestellt worden sind. Auf die Frage, weshalb nicht schon damals eine solide Berechnung erfolgte, antwortete Leonhardt auf WZ−Anfrage lapidar: "Das war vor meiner Zeit." Dennoch überrascht, dass die Verwaltung erst jetzt konkrete Zahlen hat und das Projekt mit einer Sparund Streichliste retten will, die ganz offenbar mit heißer Nadel gestrickt wurde. Trotz hartnäckiger Nachfragen der WZ konnten die Verwaltungsspitzen noch nicht erklären, wie die Vorschläge im Detail aussehen werden. Vor den Augen von Vertretern des Landes, die als Zuschussgeber die Sitzung des Verkehrsausschusses besuchten, argumentierte Birgit Hoppe−Johnen sogar mit falschen Zahlen. 39,4 Millionen Euro spare die Stadt allein durch den Wegfall einer unterirdischen Wendeanlage am S−Bahnhof Wehrhahn, erklärte sie. Gestern folgte eine Richtigstellung aus dem Dezernat: Tatsächlich würde die Stadt an dieser Stelle nur 4,5 Millionen Euro sparen. Überhaupt liegt die Tücke im Detail. So ist zum Beispiel noch völlig unklar, wo am Wehrhahn Platz für eine überirdische Wendeanlage wäre. Sie ist notwendig, damit nicht alle Bahnen immer bis zum Staufenplatz fahren müssen, um in Gegenrichtung umzuschwenken was vor allem in schwach frequentierten Zeiten eine wichtige Option ist. Aber auf dem Abschnitt zwischen S−Bahnhof und Uhlandstraße, wo die Grafenberger Allee breit genug wäre für vier nebeneinander liegende Gleise, könnte es Probleme geben. Dort müssen nämlich auch eine Rampe und eine überirdische Haltestelle Platz finden. Alternativ könnte eine Wendeanlage an der Schlüterstraße gebaut werden. Jedoch: "Das hat nicht viel Sinn, dann können wir die Bahnen auch bis Staufenplatz fahren lassen", gibt ein Rheinbahn−Experte zu bedenken. Wie soll es jetzt weitergehen? Am Montag will die Verwaltung weitere Details der Sparpläne vorstellen. Doch ob die dann tatsächlich auch so umgesetzt werden können, ist ungewiss. Viele Politiker wollen sich die Wehrhahnlinie nicht einfach eindampfen lassen. "Die Entscheidung gehört in den Ausschuss und in den Rat", forderte nicht nur SPD−Verkehrsexperte Hans−Otto Christiansen.