Flughafentower - Ein Arbeitsplatz in 84 Metern Höhe

Düsseldorfs Flughafentower ist der höchste Deutschlands. In seiner Kanzel überwachen die Fluglotsen den Betrieb.

Düsseldorf. Etwas abseits des Flughafengeländes befindet sich ein Turm, dessen Architektur zunächst Fragen aufwirft. Er ist umzäunt und in schlichtem Grau gehalten, eine Feuertreppe führt an der Seite des Turmes hinauf, führt zu drei kastenförmigen Baukörpern, die wie willkürlich auf das Dach des Turmes gesetzt wirken. Auch sie sind grau, wirken leblos, verbreiten Tristesse.

Menschenleer ist das Gelände hinter dem Zaun, nur eine Frau geht dort einsam entlang, steuert die gläserne Schiebetüre an, die den Eingang zum Turm bildet. Es ist Elisabeth Fuchs, Fluglotsin im Flughafentower Düsseldorf, eben dieser Turm ist ihr Arbeitsplatz. Hier verbringt sie nahezu jeden Tag viele Stunden — über den Dächern Düsseldorfs, in dem Tower — ohne den am Flughafen gar nichts läuft.

Sie steigt in einen der großen Aufzüge, die nach oben in das Herzstück des Turms führen. 84 Meter hoch ist das Gebäude, der Düsseldorfer Tower ist damit der höchste in ganz Deutschland. Als Elisabeth Fuchs oben angekommen ist, geht sie noch ein paar Stufen hinauf und befindet sich in dem Raum, in dem die Fäden des Flugbetriebes am Flughafen zusammenlaufen, von dem aus all das gesteuert wird, was auf den Rollbahnen geschieht.

Der Raum ist nicht besonders groß, trotzdem befinden sich etliche Bildschirme in ihm, etliche technischen Geräte, deren Funktion sich auf den ersten Blick nicht erschließt. Es sind Mikrofone und es sind Tastaturen, Telefone und eine Vielzahl von Knöpfen, die in den unterschiedlichsten Farben blinken und leuchten, es sind Schieber und Griffe.

Elisabeth Fuchs geht zu ihrem Arbeitsplatz, begrüßt kurz ihre Kollegen, die sich locker unterhalten, ab und zu einen Blick auf die Bildschirme werfen, von Zeit zu Zeit kurz den Telefonhörer abheben und ein kurzes Gespräch auf Englisch führen. „Englisch ist hier die Hauptkommunikationssprache“, sagt Fuchs und hebt selbst den Hörer ab. Es ist ein griechischer Pilot, der an anderen Ende der Leitung sitzt, er befindet sich gerade im Anflug auf den Flughafen und bittet um die Landefreigabe. Fuchs erteilt diese in einem speziellen Code, sagt ihm außerdem, welchen Weg er auf der Rollbahn nehmen soll, wie er zum Terminal gelangen soll. Dann legt sie den Hörer wieder ab. „Ein ruhiger Tag heute“, sagt sie. Und wartet auf den nächsten Piloten, der landen oder starten möchte.

Foto: Judith Michaelis

Dass es draußen nebelig ist, mache gar nichts, sagt Fuchs. Aus den Scheiben ringsherum können die Lotsen an Tagen mit klarem Wetter das gesamte Rollfeld überblicken, sehen, was auf jeder einzelnen Rollbahn gerade passiert, welche Fahrzeuge sich dort bewegen. „Eigentlich ist es aber gar nicht notwendig, dass wir all das sehen, wir könnten auch in einem völlig fensterlosen Raum arbeiten“, sagt Fuchs. Denn die Radarsysteme zeigen den Fluglotsen alle Bewegungen auf dem Gelände an, auf sie können sie sich verlassen. Das gelte auch bei Nebel. Schön sei es natürlich trotzdem, so weit gucken zu können, bei guter Sicht bis zum Gasometer in Oberhausen. „Die Sicht fasziniert mich immer wieder“, sagt Elisabeth Fuchs, und das sehe nicht nur sie so. „Selbst Piloten, die gelegentlich hier heraufkommen, sind von der Rundumsicht beeindruckt“, sagt die Fluglotsin.

Oben auf dem Dach der Kanzel gibt es ein helles Licht, das den Piloten den Standort des Flughafens anzeigt. „Wer auf das Dach raufsteigen will, muss das Licht abschalten“, sagt Michael Fuhrmann von der Deutschen Flugsicherung. Er ist oft im Tower zu Besuch, schaut vorbei. Wer das Licht anlasse, laufe Gefahr zu erblinden.

Insgesamt 28 Lotsen arbeiten im Tower, alle gleichzeitig sind aber nie dort anzutreffen. In verschiedenen Schichten arbeiten sie im Tower, mindestens vier sind immer da — Tag und Nacht, auch an Feiertagen. Bis 2002 saßen die Luftwächter noch im alten Flughafen-Tower. Direkt am Rande der Aussichtsplattform des Airports lag der, war wesentlich niedriger. Er steht noch heute — hat aber keine Funktion mehr. Der noch relativ neue Tower ist mit seinen 84 Metern der höchste in ganz Deutschland.

Und wer in den luftigen Höhen arbeiten darf, muss es drauf haben. Wer Fluglotse werden will, muss zuerst einen kniffeligen Test bestehen. „Nur fünf Prozent der Abiturienten gelingt das“, sagt Fuhrmann. Denn eigentlich sei Fluglotse ein technischer Beruf, erfordere extrem gute Konzentrationsfähigkeit. Auch das Alter spielt eine wichtige Rolle: Wer sich bewirbt, darf nicht älter als 24 Jahre alt sein. „Hier muss jeder Handgriff sitzen“, sagt Elisabeth Fuchs, jeder wisse hier ganz genau, was er zu tun hat. Denn wenn hier oben etwas schief läuft, kann das verheerende Folgen haben. Und im Laufe eines Tages wird in der Kanzel auch gewechselt, fünf verschiedene Arbeitspositionen gibt es, für jede brauchen die Lotsen eine eigene Qualifikation, für jede gelten andere Regeln.