Glasverbot: Lernen von Köln
Schnittverletzungen sind in der Nachbarstadt um 69 Prozent zurückgegangen.
Düsseldorf. Kurz vor dem Sessions-Höhepunkt zwischen Altweiber und Rosenmontag wirbt die Stadt noch einmal kräftig für das Glasverbot in der Altstadt. Und das mit gutem Grund: Das Wetter verspricht ähnlich hübsch zu werden wie zuletzt 2009. Das bedeutet für die Karnevalstage regen Zulauf und luftige Fußbekleidung, was vor zwei Jahren zu 166 Schnittverletzungen in der Altstadt führte.
Dieses Jahr soll das Glasverbot nach Kölner Vorbild böse Folgen des tollen Treibens verhindern. Wie man’s macht, schaute sich Ordnungsdienst-Chef Holger Körber im vergangenen Jahr in der Nachbarstadt an und durchsuchte die Kölner Narren am Rathaus mit seinen Düsseldorfer Kollegen nach Glasflaschen.
Am Dienstag kam Kölns Stadtdirektor Guido Kahlen zum Gegenbesuch, um den Jecken der Landeshauptstadt Mut zu machen. Weil das Kölner Glasverbot erst einen Tag vor Altweiber gerichtlich durchgefochten war, sei 2010 wenig Zeit zur Planung geblieben. Dennoch sei die Akzeptanz sowohl bei Kioskbetreibern und Gastronomen als auch bei den Feiernden groß gewesen. Und: Die Zahl der Schnittverletzungen sank an Weiberfastnacht von 58 vor zwei Jahren auf 18 im vergangenen Jahr — ein Minus von 69 Prozent.
Die Kölner hatten ihr Glasverbot eingeführt, nachdem 2009 in der Nacht von Karnevalsdonnerstag auf -freitag ein junger Mann im Zülpicher Viertel mit einer abgebrochenen Flasche am Hals verletzt worden war. Er überlebte nur knapp.
In Düsseldorf will man auf solche Schreckensmeldungen nicht warten. An Altweiber, am Karnevalssonntag und am Rosenmontag sind stets 135 Mitarbeiter von Ordnungsamt und privaten Sicherheitsfirmen im Einsatz, um an 16 Kontrollstellen die Glasflaschen einzusammeln. 30 000 biologisch abbaubare Becher zum Umschütten der mitgebrachten Getränke stehen bereit. 200 Ordnungsverfügungen gingen an Gastronomen, damit diese auch auf der Terrasse keine Gläser zulassen. Fass-Ausschank in den Büdchen wird es wie berichtet nicht geben: Bis gestern lag nicht ein einziger Antrag von Kioskbetreibern der Stadt vor.