Integration im Beruf: Düsseldorf ist Vorreiter
In der Landeshauptstadt sind ausländische Kräfte deutlich stärker vertreten als im bundesweiten Durchschnitt.
Düsseldorf. Die Zahl der ausländischen Inhaber von Betrieben wächst und wächst: Binnen 14 Jahren hat sich deren Anteil im Bezirk der Handwerkskammer Düsseldorf fast verdoppelt. Er stieg seit 1996 von 4300 Menschen auf heute nahezu 8000 an.
Einer von ihnen ist Evangelos Manakos. Der heute 52-jährige kam im Alter von sechs Jahren mit seinen Eltern und seinen beiden Geschwistern aus der Nähe von Tessaloniki an den Rhein.
Heute hat der gebürtige Grieche eine 1200 Quadratmeter große Kfz-Werkstatt mit 4000 Kunden aus allen Schichten und allen Nationalitäten. "Das Publikum ist völlig gemischt." Geschnitten worden sei er wegen seiner Herkunft nie. "Bei uns war Ausgrenzung nie ein Thema", sagt er im Rückblick.
Und das, obwohl die Voraussetzungen denkbar schlecht waren. "Meine Eltern konnten die deutsche Sprache überhaupt nicht." Aber der Wille zur Integration war groß unter den Kindern. Während Vater und Mutter in Fabriken für die Familie schufteten, drückten die Geschwister eifrig die Schulbank: Sie lernten Deutsch und Deutschland kennen.
Offenbar wusste der junge Manakos schon früh, dass er auch geistig in seiner neuen Heimat anwesend sein wollte. "Egal wo wir hinkommen. Wir müssen uns in dem Land anpassen und die Sprache lernen." Kommunikation und Disziplin als einziges Erfolgsrezept für erfolgreiche Integration? Manakos verneint: "Die Kriminalität und Unzufriedenheit sind groß. Dann werden Sündenböcke gesucht."
Im Handwerk läuft ohne ausländische Kräfte "weniger denn je", erläutert Alexander Konrad, Sprecher der Handwerkskammer Düsseldorf. Die Gruppe der Migranten stellt ein Potenzial zur Nachwuchssicherung dar, erklärt auch Kammerpräsident Wolfgang Schulhoff: "Die Türen stehen im Handwerk für junge Menschen aus Zuwandererfamilien weit offen." Tatsächlich sind 8,6 Prozent der Auszubildenden im Handwerk Migranten.
Und: Von 300.000 Handwerkern sind über 51.000 ohne deutschen Pass. Auch der Meisterabschluss steht unter den Zuwanderern hoch im Kurs und gewinnt mehr an Bedeutung: Die Quote der ausländischen Absolventen beträgt 7,3 Prozent. Sie stammen aus 20 Ländern, unter anderem aus Usbekistan, dem Iran und Marokko.
Auch in der Industrie ist die Welt der Mitarbeiter international: Im Sprinterwerk von Mercedes-Benz schrauben 48 Nationen an den Transportern. Laut Firmensprecher Sebastian Michel sind 1000 Menschen Migranten. Das sind fast 20 Prozent aller gewerblich tätigen in dem Derendorfer Werk. Zum Vergleich: In der Gesamtwirtschaft in Deutschland liegt der Ausländeranteil unter zehn Prozent.
Um die Integration der Mitarbeiter müsse sich der Konzern nicht kümmern, meint Michel: "Viele ältere Kollegen haben schon ihre Ausbildung hier gemacht. Sie sind fester Bestandteil unserer Belegschaft. Das ist eine Mannschaft." Dass es dennoch zu Grüppchenbildungen komme, sei normal.