Rheinkirmes: Ein teurer Spaß

Die vierköpfige Familie Duran hat für unsere Zeitung getestet, wie weit man mit 50 Euro kommt. Ergebnis: Nicht sehr weit.

Düsseldorf. 320 Schaustellergeschäfte, 165.000 Quadratmeter Kirmesgelände, zwei Millionen Besucher. Die Gäste der Rheinkirmes können zwischen 75 Fahrgeschäften, 100 Imbiss- und Süßwarenständen und elf Großzelten wählen — eine riesige Auswahl, die schnell ins Geld gehen kann.

Unsere Zeitung hat den Test gemacht und eine vierköpfige Familie mit 50 Euro auf die Festwiese geschickt. Wie lange reicht das Geld ?

Kaum ist Familie Duran um 19 Uhr auf der Oberkasseler Rheinwiese angekommen, leuchten Kinderaugen auf: Brihana (9) und ihre kleine Schwester Sabrina (6) wollen am liebsten zu allen Fahrgeschäften gleichzeitig laufen. Zu überwältigend ist der erste Eindruck von der Rheinkirmes. Vater Darin (44) und Mutter Rita (46) müssen die Schwestern bremsen.

„Papa, wir wollen auf die Wildwasserbahn“, ertönt ein zweistimmiger Chor. Zum Auftakt fahren alle Durans mit. Fünf Euro kostet die Fahrt für Erwachsene, drei für Kinder. Wasser von vorne, Regen von oben, trotzdem sind die Schwestern begeistert. Die Eltern nicht so sehr: „Es ging extrem schnell. 16 Euro für eine dreiminütige Fahrt sind sehr teuer“, resümiert Mutter Rita.

Kaum aus der Wildwasserbahn ausgestiegen, sehen Brihana und Sabrina schon das Karussell „Circus Circus“. Wieder wird Vater Darin am Ärmel gepackt und zum Fahrgeschäft gezogen. Zusammen gekauft, kosten drei Fahrchips sieben Euro, schon kann die rasante Fahrt losgehen. Während sich Sabrina etwas verschüchtert in die Ledersitze kauert, haben Darin und Brihana viel Freude: „Mein Mann liebt das, deshalb sind wir jedes Jahr auf der Kirmes“, verrät Mutter Rita.

Gerade ist die Familie in Düsseldorf umgezogen: „Das war teuer, daher schauen wir schon auf das Geld. Unser Budget heute wären maximal 75 Euro gewesen“, sagt Vater Darin.

Nass vom Dauerregen, aber sichtlich zufrieden, fordern die Mädchen nun den Kirmesklassiker: „Wir wollen Zuckerwatte“. Für je zwei Euro gibt es eine kleine Portion. Das süße Vergnügen ist nur kurz. Zeit für eine Zwischenbilanz: Knapp 30 Minuten ist die Familie jetzt auf der Kirmes und hat mit 27 Euro bereits mehr als die Hälfte des Budgets ausgegeben.

Brihana und Sabrina kümmert das nicht, sie haben die „Alpina Bahn“ schon fest im Blick. Mutter Rita kennt das: „Die Kinder kennen die Preise nicht, die sehen nur die bunten Lichter.“ Die ganze Familie probiert die Achterbahn aus — 18 Euro weg.

45 Minuten Kirmesbesuch, ganze fünf Euro sind übrig. Die reichen gerade noch für eine Familientüte gebrannte Mandeln. Dann ist das Budget aufgebraucht. „Mit 50 Euro kommt man nicht sehr weit“, bilanziert Mutter Rita — und Dreiviertel der Kirmesstrecke liegt noch vor der Familie.

"Jetzt können wir eigentlich nach Hause gehen“, sagt Mutter Rita. Brihana und Sabrina sind entsetzt. „Wir wollen noch mehr sehen“, betteln die Schwestern. Die beiden haben Erfolg, der Kirmesbesuch geht weiter. Die Familie wird in zweieinhalb Stunden insgesamt rund 110 Euro ausgegeben haben — der Preis für Abenteuer, Familienfrieden und ein bisschen Zucker.