30 Kilometer mit Musikgenuss
Die Radtour des Jazzklubs führte die Teilnehmer zu fünf Konzerten mit Besonderheiten.
Krefeld. Mehr als 100 Anmeldungen konnte der Jazzklub Krefeld für seine "Radtour zu Krefelder Kult(ur)stätten" verzeichnen. Die fünf Konzerte, die man dabei per Fahrrad im ganzen Stadtgebiet ansteuern konnte, waren entsprechend besucht.
Die Radlerschar, die sich unter Leitung des Jazzklub-Mitglieds Uli Pudelko von der ersten Station in Uerdingen bis zur letzten in der Innenstadt tatsächlich den musikalischen Genuss erstrampelte, war allerdings kleiner. Die einheimischen Radler bevorzugten offenbar Abkürzungen.
Die auswärtigen Teilnehmer trafen sich am Uerdinger Bahnhof. Von hier ging es "um die Ecke", zur alten Weinbrennerei Dujardin. Im dortigen Biergarten tummelten sich wohl auch viele, die noch den 200. Dujardin-Geburtstag feiern wollten. Der swingende Sinti-Jazz des Gitarristen Joscho Stephan und seiner Band verband eingängige Melodien mit virtuoser Darbietung.
Bei bestem Wetter führte Pudelko danach seine Gruppe zunächst nach Linn und von dort zum Greiffenhorst-Park. Danach ging es durch den Schönwasserpark, und Richtung Stadtwald wurde auch noch der Schönhausenpark durchfahren. Der Umweg versetzte die mitradelnden Nicht-Krefelder in Erstaunen über die vielen Grüngebiete der Stadt.
Multiphonic, das Saxophon-Quartett der Musikschule, bot dann im Deuß-Tempel im Stadtwald ein Bernstein-Medley, Klezmersongs und Ragtimes. Nach einer kurzen Pause ging es dann Richtung Pax-Christi-Gemeinde am Glockenspitz.
Mehr als 30 Werke renommierter Künstler zieren diese Kirche, auch das erregte wieder Aufsehen. Das Duo Bajanello mit Daniella Grenz auf dem Bajan (einem osteuropäischen Knopfakkordeon) und Julia Polziehn auf dem Cello ließ hier die leidenschaftliche Tangowelt Astor Piazollas erklingen.
Eine andere Gruppe ließ sich derweil im Südbahnhof von Schlagzeuger Waldo Karpenkiel unterhalten.
Die Attraktion im Fischelner Theater am Marienplatz war dann der Hausherr in einer seiner Paraderollen. Pit Therre bot seine niederrheinische Fassung von Mauricio Kagels "Der mündliche Verrat". Die kuriose Mischung aus Litanei, Erzählung und Beschwörung, mit dem hier dem "Düwel" begegnet wird, sorgte für Schmunzeln.
Ziel der Tour war dann nach rund 30 Kilometern der Jazzkeller. Mit zwei niederländischen Gastmusikern bot hier E-Bassist Stefan Rademacher eine Spezialausgabe seiner Sessionreihe Jazzattack. Die kammermusikalisch konzentrierte Fusionmusik des Trios war ein ansprechender Abschluss.