Interview: „Mir tun junge Bands richtig leid“

Phillip Boa und sein Voodooclub sind wieder auf deutschen Bühnen unterwegs. Sie machen am Donnerstag in der Kufa halt.

Krefeld. Wahrscheinlich hat jeder Mensch mit Hüfte und zwei Füßen schon einmal zu "And then she kissed her" getanzt. Oder zu "Burn down the flags". Oder zu "Container Love". Seit gut 25 Jahren ist der in Dortmund geborene Phillip Boa mit seinem Voodooclub schon unterwegs. Für veritable Musikmagazine einfach nur eine "unglaubliche Hitsau", für Hardcore-Fans der einzige glaubwürdige deutsche Musiker.

Am 9. September kommt der auf Malta lebende Künstler in die Kulturfabrik. Die WZ führte ein vorsichtiges Interview mit dem Musiker, der in den 90er Jahren frechen Journalisten auch schon mal den Kassettenrekorder gegen die Wand geschmissen haben soll.

Phillip Boa: Von allem etwas, überall was Wahres dran. Das Wichtigste aber ist, Musik zu machen, die nicht monotypisch ihr Ding runterspielt, sondern überrascht. Musik zu machen, von der man selbst überzeugt ist.

Phillip Boa: Ja, was für ganz begeisterte Voodooclub-Anhänger. Die Branche hat sich nun mal enorm durch die Download-Möglichkeit verändert. Mir tun da junge Bands richtig leid. In den 90er Jahren, als ich meine Hochzeit hatte, war es viel leichter mit seinen Sachen Erfolg zu haben. Wer heute nicht mit dem Mainstream geht, hat kaum eine Chance davon zu leben.

Phillip Boa: Na ja, wenn man ein bisschen Stolz im Leib hat, dann macht man eben nicht jeden Verwertungsmist mit: Natürlich sind meine Lieder auch mal in TV-Dokumentationen oder -Reportagen zu hören, aber nicht in blöden Serien im Vorabendprogramm. Eine der wenigen Serien, die man im Fernsehen ertragen kann, sind übrigens die "Sopranos".

Phillip Boa: Alles. Immer noch. Natürlich wird es mit den Jahren schwerer "unschuldige Songs" zu schreiben. Aber der Ehrgeiz treibt mich immer noch: Gute Songs zu schreiben, sich musikalisch weiter zu entwickeln, einfach gut zu sein. Davon bin ich immer noch getrieben. Eine Idee im Studio umzusetzen, macht einfach Spaß - und sie auf der Bühne zu präsentieren, ist was ganz Besonderes.

Phillip Boa: Das entstand aus der Zusammenarbeit mit Jaki Liebezeit, dem berühmten Can-Schlagzeuger, der hat komplett den Percussionteil übernommen, so wuchsen diese langsamen, fast filmmusikartigen Songs. Mal was anderes.

Phillip Boa: Natürlich. Die Leute wollen live auch noch mal "And then she kissed her" hören. Und die Band muss schließlich in Form bleiben.