6000 Kilometer per Drahtesel rund um die Nordsee

Gabriele Mannfeld und ihr Lebensgefährte Horst Kühne wollen den längsten ausgeschilderten Radweg der Welt bezwingen. Das Paar freut sich auf neue Erfahrungen.

Krefeld. Noch stehen die beiden Fahrräder in der Wohnung. Unbepackt, blank geputzt, fast noch jungfräulich. Doch das wird sich ab Mittwoch ändern. Rund 6000 Kilometer haben die Drahtesel vor sich. Der Nordseeradwanderweg wartet. "Der längste ausgeschilderte Radweg der Welt", sagt Gabriele Mannfeld und Respekt klingt in der Stimme mit. Die 50-Jährige will gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Horst Kühne den Trip wagen - und dabei eine Auszeit nehmen.

"Es ist ein Sprung ins kalte Wasser für mich", sagt Mannfeld, die als Künstlerin und Digderidoo-Lehrerin arbeitet. In der ganzen Welt ist sie schon gereist, war längere Zeit in Südamerika unterwegs - nur noch nie im Norden und noch nie auf dem Drahtesel. Erst für Oktober ist die Rückkehr geplant. Ein bisschen Nervosität kann sie nicht verbergen. "Ich bin Freiberuflerin, lebe am Limit." Die berufliche Auszeit birgt Risiken. "Unterwegs will ich aber mit meinem Instrument auftreten." Wo genau ist noch nicht geplant. Die grobe Route geben die zahlreichen Karten und Reiseführer vor, die in der Wohnung ausliegen.

"50 bis 100 Kilometer wollen wir pro Tag schaffen", erklärt Horst Kühne. Der 49-Jährige, gebürtig aus Schleswig-Holstein, stellt mir seiner norddeutschen Gelassenheit den ruhigen Gegenpol zur gepflegten Aufgeregtheit seiner Lebensgefährtin dar. "Ich bin an einem Punkt, etwas Neues zu beginnen. Irgendwie geht es immer weiter." 6000 Kilometer? Das scheint ihn nicht sonderlich zu beeindrucken. So eine lange Tour ist zwar auch für ihn Neuland. "Aber Reiseradfahren ist ja auch kein Rennradfahren." Gemütlich soll es werden, auch "wenn es in Norwegen Strecken gibt, wo nur Pampa ist".

Durch sieben Länder wird die Reise führen, immer an der Küste entlang. Übernachtet wird in kleinen Pensionen. "Natürlich haben wir auch ein Zelt dabei. Aber eigentlich sind die Leute an der Strecke gut auf Radfahrer eingestellt", sagt Horst Kühne. Da, wo es nicht mehr per Rad weitergeht, steigen die beiden Krefelder auf die Fähre um. "Bis Ende August müssen wir in Bergen in Norwegen sein. Dann fährt von dort aus das letzte Schiff nach Schottland", weiß das Paar.

An der VHS Krefeld haben die beiden extra Schwedisch gelernt. Unterwegs wird gefilmt, eine Art Reisetagebuch geführt. Das Paar sucht noch Sponsoren. "Am Ende wollen wir ein Buch über die Tour veröffentlichen", wünschen sich die beiden. Kein reiner Radwanderführer, sondern mehr ein Erlebnisbericht. "So etwas gibt es nur über Teilstrecken des Nordseeradwanderweges, nicht aber über die ganzen 6000 Kilometer." Wer mit den beiden Radlern in Kontakt treten will, kann dies per E-Mail tun: epona.didgeridoos@gmx.de