ADHS: Das Leben mit der inneren Unruhe
Nicht nur Kinder leiden unter Hyperaktivität. In Krefeld soll nun eine Selbsthilfegruppe gegründet werden.
Krefeld. Schon als kleines Kind hatte Uwe Mühlig das Gefühl, dass er anders sei. Erklären konnte er es sich nicht - bis jetzt. Seit Anfang des Jahres ist klar: Er hat ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung). "Ich wusste nicht, dass auch Erwachsene es haben können", erzählt der 64-jährige.
Auf die Krankheit ist er durch seinen 10-jährigen Enkel aufmerksam geworden. Der kleine Luca hat die gleichen Probleme in der Schule wie er damals: Er kann nicht still sitzen bleiben und sich schlecht konzentrieren. Uwe Mühlig erkennt sich in seinem Enkel wieder.
"Er ist wie ich", sagt er. Und da bei seinem Enkel bereits ADHS diagnostiziert wurde, hat er sich ab diesem Zeitpunkt mit dem Thema intensiv auseinandergesetzt. Uwe Mühlig sucht nun Gleichgesinnte für eine Selbsthilfegruppe.
Die Symptome bei der Krankheit variieren. Bei Uwe Mühlig drückt es sich durch eine motorische Unruhe, Impulsivität, desorganisiertes Verhalten und Vergesslichkeit aus. "Ich gebe alle Termine und Aufgaben in meinen PDA ein", erzählt er. Durch diese elektronische Gedankenstütze merke keiner, dass er vergesslich sei.
Der ehemalige Personalleiter redet schnell, aber konzentriert. Wenn er nicht sofort einen Gedanken äußert, hat er ihn bald wieder vergessen. Deswegen käme es vor, dass er jemandem ins Wort falle, erklärt der Krefelder. Das sei aber nie böse gemeint.
Verständnis für das Verhalten eines Menschen mit ADHS ist sehr wichtig. "Meine Frau macht schon viel mit mir mit", sagt er. Die vielen Umzüge und beruflichen Wechsel habe sie stets mitgemacht. Uwe Mühlig hat in zwölf verschiedenen Unternehmen gearbeitet. "Routine ist einfach tödlich für Leute mit ADHS", erklärt er.
Die letzten zehn Jahre hat Uwe Mühlig mit seiner Frau im Erzgebirge gewohnt, jetzt sind sie wieder zurück nach Krefeld gezogen. In Chemnitz hat er einige Male eine Selbsthilfegruppe besucht. Zurück in Krefeld musste er feststellen, dass es hier keine gibt. Jetzt hat er sich entschieden selbst eine zu gründen. Seine berufliche Erfahrung hilft ihm dabei.
Als gelernter Mediator kann er mit Konflikten umgehen und ist gewohnt sie zu lösen. "Das ist vermutlich ein Vorteil, den ich gegenüber anderen mit ADHS habe", sagt er. Eine Selbsthilfegruppe ist enorm wichtig für Betroffene. Erfahrungswerte können ausgetauscht und Ratschläge gegeben werden. "Viele wissen nicht, wie sie ihren Alltag organisieren sollen", erklärt Mühlig.
Sie hätten vielleicht Probleme eine Partnerschaft zu führen oder auch welche durch den falschen Beruf. Er habe einen Weg gefunden mit der Krankheit und seinen "Macken", wie er sagt, umzugehen. Und dieses Wissen möchte er weitergeben.