Wir Krefelder Aero Club Bayer Uerdingen: Der Vereinschef hat 25 000 Flugstunden

Der Aero Club Bayer Uerdingen legt besonderen Wert darauf, Nachwuchs auszubilden.

Reinhard Göbel (r.) und Max Iller verkörpern im Aero Club Bayer Uerdingen zwei Generationen.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. „Heute ist viel Wind, da wird man weit weg getrieben. Dann muss man auch schon mal auf einem Acker landen“, sagt Reinhard Göbel mit Blick auf das Flugfeld. Er muss es wissen, denn der 63-Jährige ist nicht nur Vorsitzender des Aero Club Bayer Uerdingen, der seinen Flugplatz auf dem Egelsberg in Traar hat. Göbel ist seit 46 Jahren selbst Flieger — und das auch beruflich als Flugkapitän bei der Air Berlin. Insgesamt war er bisher rund 25 000 Stunden in der Luft.

Ihm und seinen Vorstandskollegen liegt vor allem die Nachwuchsarbeit am Herzen. Immerhin sind 40 der mehr als 200 Vereinsmitglieder Jugendliche. Der Verein hat rund 20 Fluglehrer, die ihre Schüler in Theorie und Praxis ausbilden. Für den praktischen Teil werden sieben vereinseigene Segel- sowie zwei Motorflugzeuge und ein Motorsegler eingesetzt.

„Jugendliche lernen das Segelfliegen oft sehr schnell und können teilweise schon nach sechs Wochen alleine fliegen — und das oft schon mit 14 Jahren. Mit 16 machen sie dann ihren amtlichen Flugschein“, sagt der gebürtige Krefelder Göbel, der im Verein heute fast ausschließlich als Fluglehrer für Segel- und Motorflug tätig ist. Und er ist sich sicher, dass das Fliegen auch den jugendlichen Charakter positiv beeinflussen kann. Rücksichtnahme, Teamarbeit und gute Motorik sind nämlich wichtige Eigenschaften für einen künftigen Piloten.

Der Erwerb des Segelflugscheins ist beim Aero Club immer der Einstieg in den Sport. Wer fleißig ist, kann seinen Flugschein nach zwei Jahren in der Tasche haben. Das Ganze ist auch erschwinglich. „Die Kosten für die Ausbildung liegen zwischen 1000 und 1300 Euro“, so Göbel. Darin sind dann neben dem für Jugendliche geringeren Beitrag auch die Startgebühren enthalten. Der Motorflug, den die jungen Piloten anschließend erlernen können, ist da schon deutlich teurer.

Max Iller hat seinen Flugschein für Motorsegler schon in der Tasche. „Ich fliege schon mal Gäste oder auch Familienmitglieder“, sagt der 19-Jährige. Er kommt seit mehr als fünf Jahren regelmäßig zum Egelsberg. Nachdem er im Sommer sein Abitur gemacht hat und auf seinen Studienplatz für Medizin wartet sogar fast jeden Tag. Der Verberger möchte sich aber noch „weiterbilden“. Aktuell arbeitet er an seiner Ausbildung zum Schlepppiloten, um dann die Segelflugkollegen in die Luft zu befördern. In den Segelflieger steigt er nur noch bei „Top-Wetter“. Dann ist er aber auch schon mal länger als fünf Stunden in der Luft. Seine Streckenrekord liegt bei mehr als 300 Kilometern.

Die Flugsaison beginnt in der Regel Ostern und endet im Herbst (etwa Oktober). Trotzdem müssen die Flugfans des Aero Club auch im Winter nicht auf ihr Hobby verzichten. Dann werden die Flugzeuge in der vereinseigenen Werkstatt gewartet und kleinere Reparaturen selbst gemacht. Jugendliche können dabei technische Erfahrungen sammeln und sich fortbilden. Außerdem lernen sie, Verantwortung zu übernehmen. Auch der theoretische Unterricht geht im Winter weiter. Im Schulungsraum lernen die angehenden Piloten alles Wichtige rund ums Fliegen — angefangen bei der Aerodynamik über Meteorologie bis hin zum Luftrecht.

Finanziell ist der Verein nicht mehr auf Rosen gebettet, nachdem Bayer sein Sponsoring im vergangenen Jahr eingestellt hat. Ab 2016 wird der Name wieder in Aero Club Krefeld geändert, wie der Verein bereits bis vor zehn Jahren geheißen hatte.