Ärzte für Afrika: Ganz einfach Menschen heilen
Der ehemalige Chefarzt der Klinikum-Urologie Dr.Eckehard Schindler engagiert sich mit „Ärzte in Afrika“ in Ghana.
Krefeld. Blasenentzündung, Nierenschmerzen, Protstatakrebs: Wer in Deutschland Probleme mit den Harnwegen hat, begibt sich zu einem der zahlreichen Urologen. Ein wahrer Luxus, denn im westafrikanischen Staat Ghana kommen beispielsweise auf 22 Millionen Einwohner nur neun dieser Fachärzte.
"In der Volta-Region, die ich kürzlich besucht habe und in der fast zwei Millionen Menschen leben, gibt es keinen einzigen Urologen", sagt Dr. Eckehard Schindler. Der pensionierte Chefarzt der Urologie am Klinikum Krefeld reiste bereits zum dritten Mal nach Ghana - diesmal mit der humanitären Hilfsorganisation "Ärzte für Afrika" seines Kollegen Gerd Engel aus Münster.
Von Anfang Juni bis Anfang Juli weilte er jeweils zwei Wochen am St. Anthony’s Hospital in Dzodze und am St. Dominic’s Hospital in Akwatia. Begleitet wurde er von seinem ehemaligen Oberarzt Hans Lehmann und von einem Kollegen aus Österreich. "Es war eine entspannende und intensive Arbeit, ohne Druck und Stress", sagt Schindler. "Bürokratie ist in Ghana ein Fremdwort. Als Arzt kann man sich auf seine Hauptaufgabe konzentrieren, nämlich die Menschen zu heilen."
Binnen zehn Tagen haben Schindler und seine Helfer 60 Patienten operiert: 40 an der Prostata, einem haben sie eine Niere entfernt und der Rest waren kleinere Eingriffe. Vor Aids haben sie sich wie die einheimischen Ärzte nur durch doppelte Handschuhe geschützt. Bewunderung ringt dem Urologen die einfache Ausrüstung der Krankenhäuser ab: "Es ist erstaunlich, wie man mit einfachen Mitteln die medizinische Versorgung aufrecht erhalten kann. In Dzodze war die Klinik mit zwei OP-Tischen und einer Klimaanlage ausgerüstet. Vollnarkosen gibt es nicht, betäubt wird nur über das Rückenmark, für den Notfall liegt eine Blutkonserve bereit. In Deutschland wäre das unvorstellbar."
Zwei Allgemeinärzte kümmern sich um die Patienten. "Sie beherrschen neben dem Kaiserschnitt genau zwei lebenserhaltende Operationsarten, die bei eingeklemmtem Leistenbruch und bei Darmverschluss zum Einsatz kommen."
Doch Schindler hat sich nicht nur in Krankenhäusern aufgehalten. Abends war er meist auf den Straßen unterwegs, "denn hier spielt sich alles ab". An den Wochenenden hat er längere Ausflüge an den Atlantik oder in den Kakum-Nationalpark unternommen. Besonders beeindruckt haben ihn die Einheimischen: "Sie sind fröhlich, freundlich und herzlich", berichtet der 65-Jährige. "Wer lustig ist, hat ihre Herzen schon gewonnen."
Die nächste Reise ist bereits in Planung. "Die Arbeit in Ghana verschafft mir solch eine Befriedigung, wie ich es hier in Deutschland nie erlebt habe."