Konzert: Tele haben die Poesie für sich gepachtet

Die Botschafter des Goethe-Instituts haben ihre Platte „Jedes Tier“ in Krefeld präsentiert.

Krefeld. Wer Tele sehen will, erfährt erst einmal etwas über die Eurasische Zwergmaus. Der legendäre Tierforscher Bernhard Grzimek erzählt, mit dem Beamer auf eine Leinwand geworfen, im kleinen Saal der Kulturfabrik vom Leben und Lieben der kleinen Nager - und hinterlässt damit ein leicht irritiertes Publikum. Denn ein Konzert, das mit einer Biologie-Einlage beginnt, erlebt man auch nicht alle Tage.

Erst danach stürmen die fünf Wahl-Berliner die kleine Bühne, schnappen sich ihre mit Plastik-Efeu umrankten Instrumente und Mikros und rocken los. Sie sind gekommen, um ihr neues Album "Jedes Tier" vorzustellen, das quer durch das Feuilleton-Beet in den höchsten Tönen gelobt wird. Trotzdem heißt der erste Song des Abends "Mario" von der Vorgängerplatte "Wir Brauchen Nichts".

Nur 32 Tickets hat die Kulturfabrik an diesem Abend an den Mann bringen können. Eine traurige Bilanz für eine der besten, wenn auch nicht erfolgreichsten deutschen Bands. Und schade für alle, die dieses besondere Konzert verpasst haben.

Denn Tele haben den Groove und die Poesie für sich gepachtet. Die sympathischen Botschafter des Goethe-Instituts um den Sänger und Texter Francesco Wilking begeistern ihr Publikum mit einfachen, aber klaren Aussagen. So auch im Lied "Rio de Janeiro": "Als du noch hier warst, war ich mir sicher, ich bin nicht mehr in dich verliebt. Aber das war falsch wie der erste und der zweite Golfkrieg." Da kann man doch nur schmunzeln.

Wilking, der ein wenig an den jungen Marius Müller Westernhagen erinnert, singt mit seiner unverwechselbaren Stimme über Liebe, ohne auf Phrasen zurückzugreifen. Seine Zeilen sind romantisch, ohne in Kitsch abzudriften. Und die Band kreiert einen atmosphärisch dichten Sound, der in jeder Sekunde tanzbar ist. Sie macht sich auf "Intergalaktische Mission", wie Wilking mit seinem Lausbub-Lächeln verrät, um die Liebe zurück auf die Erde zu bringen.

Mit Erfolg, wie es scheint. Denn während des fast zweistündigen Auftritts fiel besonders ein Pärchen im Publikum ins Auge, das nicht die Finger voneinander lassen konnte. 120 Minuten Dauerkuscheln und -knutschen war bei den beiden angesagt. Kein Wunder, denn wenn Tele spielen, liegt die Liebe in der Luft.