Altes Eisen aufpoliert, Teil 2: „Ich will einfach nur fahren“
Mit seinem 54 Jahre alten Triumph unternimmt Dieter Kempkes nicht nur Ausflüge. Auch ohne ein Dach nutzt der Liebhaber den Wagen bei fast jedem Wetter.
Krefeld. Was das Schöne an alten Autos ist? Für Dieter Kempkes sind es vor allem die Form und Fahrgefühl — „insbesondere beim Engländer“, fügt der Uerdinger hinzu. Damit meint er zwar durchaus verschiedene britische Hersteller, allerdings stammen die schönsten Sportwagen, die jemals gebaut worden sind, seiner Meinung nach „definitiv von der Insel“. So wie der Triumph TR3 A Roadster, den Kempkes seit 2005 besitzt.
Das Baujahr 1959 sieht man dem Sportwagen äußerlich kaum an. Eine Hohlraumversiegelung als Korrosionsschutz und die Liebe zum Detail bei der Pflege der Karosse haben Kempkes’ Oldtimer gut getan.
Die braucht der Wagen allerdings auch, denn der 68-Jährige nutzt sein Auto nicht nur für sommerliche Spazierfahrten und Ausflüge ins Umland: „Ich habe den Wagen bis auf die letzte Schraube auseinandergenommen. Ich will einfach nur fahren — und das mache ich bei Wind und Wetter“, sagt der Rentner.
Das dunkle „British Racing Green“ leuchtet kraftvoll, ebenso klingt die Zwei-Liter-Maschine mit 101 PS des Roadster, als Dieter Kempkes den Wagen aus seiner Garage in Uerdingen fährt. Der breite Kühlergrill und die runden Scheinwerfer verleihen dem Fahrzeug fast gesichthafte Züge.
Mit den beiden direkt auf dem Karossenboden befestigten Sitzen befinden sich Fahrer und Kompagnon in dem Sportwagen nur knapp über Straßenhöhe — die vorne am Kotflügel angebrachten Rückspiegel vergrößern den einsehbaren Bereich des Fahrers aufgrund der langgezogenen Frontseite des Autos.
Gegen Fahrtwind ist Dieter Kempkes dank Fliegerbrille und Pilotenkappe ausreichend geschützt. Die Frage, was er denn bei Regen in dem Fahrzeug ohne Dach oder Verdeck mache, reagiert er pragmatisch: „Einfach weiterfahren.“
Dass sein Hobby etwas für Liebhaber ist, ist dem ehemaligen Bayer-Mitarbeiter bewusst — sowohl aufgrund der Zeit als auch wegen des Geldes, die in ein solches Fahrzeug investiert werden müssen. „Mittlerweile stecken in dem Auto insgesamt fast 40 000 Euro“, berichtet Kempkes. „Im Prinzip bin ich fast täglich irgendwie damit beschäftigt.“ Viel Know-how zu Wartung und Reparatur habe er sich im Laufe der Jahre selbst beigebracht, bei Elektrik, Getriebe oder der Mechanik holt sich der Rentner aber lieber professionelle Hilfe — wenn Tipps aus Internetforen oder von Vereinskollegen bei der IG-Südwest, einem von zwei Triumph-Fanclubs in Deutschland, für die Lösung eines Problems nicht mehr ausreichen.
Der letzte Vorbesitzer des TR3 A Roadster von Dieter Kempkes lebte in Kalifornien, erzählt er. Stolz bewahrt er sich dessen US-Zulassung sowie das original Hersteller-Datenblatt aus England zu Hause auf. „Ungefähr 70 Prozent der Produktion dieser Modellreihe sind damals in die USA verschifft worden“, weiß Kempkes. Deshalb sitzt der Fahrer auch nicht — wie in England sonst üblich — auf der rechten, sondern auf der linken Autoseite.
Fortschrittlich kommt bei dem Triumph das Getriebe daher: Neben vier Gängen sowie dem Rückwärtsgang wartet der Roadster mit einem „Overdrive“ auf — „damit fährt der Wagen bei konstanten Strecken im niedrigeren Drehzahlbereich und verbraucht weniger“, erklärt der Besitzer.
Bei seiner Freundin kann Dieter Kempkes mit seinem Traumauto nicht richtig punkten: Bis auf gelegentliche Schönwetter-Ausfahrten bleibt der Beifahrersitz in seinem Triumph frei — oder Pudeldame Samantha nimmt den Platz dort ein. Dass die Formen seines Oldtimers viele Fremde begeistern, stellt der 68-Jährige allerdings immer wieder fest: „Einmal, in Spanien, hat sich eine ganze Menschentraube ums Auto versammelt. Darunter ein Engländer, der damals selbst noch in den Produktionswerken von Triumph gearbeitet hat.“ Das ist für Kempkes auch einer der Gründe, warum er gern Oldtimer-Treffen in Nah und Fern besucht.
Seine längste Reise mit dem englischen Sportwagen hat ihn bis nach Italien geführt — und Pannen sind ihm nach eigener Aussage bis auf eine obligatorische Ausnahme bislang ebenfalls erspart geblieben. Das Strahlen in den Augen lässt die Aussage von Dieter Kempkes glaubwürdig erscheinen, wenn er behauptet: „Dieses Auto hält mich jung.“