Auf den Spuren von Vasiljevs
Wer es einmal den Cracks der Pinguine gleich tun möchte, der sollte sich das Eishockey-Team-Event genauer anschauen.
Krefeld. Rammstein dröhnt aus den Boxen, bunte Lichtmuster zucken über das Eis, der Stadionsprecher ruft die Spielernamen auf. Doch durch den großen aufblasbaren schwarz-gelben Pinguin flitzen nicht Hager, Langkow oder Vasiljevs auf das Eis des König-Palastes, sondern Menschen wie du und ich, teilweise recht unsicher auf den Kufen. Sie werden gleich ein echtes Eishockeyspiel absolvieren, viele von ihnen zum ersten Mal in ihrem Leben.
Das Eishockey-Team-Event ist ein neues Angebot des Köpa für Kunden, Geschäftspartner, Freunde und alle anderen, die mal etwas Außergewöhnliches zusammen unternehmen wollen. Das startet mit ein bisschen Theorie und Geschichte des Eishockey-Spiels und endet mit einem gemeinsamen Drink in der VIP-Lounge.
Dazwischen stehen zwei Stunden voller Schweiß und Spaß auf dem Eis auf dem Programm. Das geht schon beim Umziehen los. Zieht man zuerst die Schlittschuhe oder den Beinschutz an? Zurrt man zuerst den Schulterschutz oder die Ellenbogenschoner fest? Hat man an den Strumpfhalter gedacht, damit die Stulpen nicht rutschen?
In den 60er Jahren schleppten die Cracks noch rund 20 Kilo inklusive Schlittschuhe mit sich herum, heute sind es nur noch elf. Dennoch weiß man nach dem Ankleiden, warum der Trainer angemahnt hat, vor (!) dem Umziehen nochmal zur Toilette zu gehen. Die Prozedur, die beim Anfänger mit Hilfe fast zehn Minuten dauert, schaffen die Profis in drei Minuten ganz alleine. Für die ist der Toiletten-Hinweis wohl überflüssig.
Mit der gefühlten Beweglichkeit eines Michelinmännchens auf Stelzen bewegt man sich auf den Ständer mit den Schlägern zu. Der hat - je nachdem, wie man ihn hält ("Stellen Sie sich vor, wie Sie zu Hause den Bürgersteig fegen") - in der Kelle (auch Blatt genannt) eine Biegung nach rechts oder links.
Dann wird es ernst: Es geht auf das frisch abgezogene und damit spiegelglatte Eis. Die Plastik-Schoner sind zwar nicht so schwer wie befürchtet, drücken aber an allen möglichen und unmöglichen Stellen. Rund 5500 Euro kostet eine solche Ausrüstung. Dafür ist sie doch recht unbequem. Das Gittervisier des Helmes schränkt zudem auch noch die Sicht ein und man muss unwillkürlich an das Sprichwort vom Esel, der aufs Eis geht, denken.
Kein Wunder, dass eine der ersten Lektionen vom richtigen Fallen handelt. Und dann ist man plötzlich doch wieder froh über die Schoner, denn sie fangen die Übungs-Stürze auf die Knie doch beruhigend sanft ab. Knapp zehn Minuten und zwei unsanfte Landungen auf dem Allerwertesten weiter, weiß man, warum Trainer Heinz-Peter Brux vorher darauf gepocht hat, immer ein wenig in die Knie zu gehen und leicht nach vorne gebeugt zu laufen: Auf die Knie fallen tut weniger weh, und man ist schneller wieder auf den Beinen. Der Schweiß fließt bereits zu diesem Zeitpunkt in Strömen - ob aus Anstrengung oder Nervosität, lässt sich nicht so genau sagen.
Irgendwie erinnert dieses Training auch ein wenig an Turnstunden aus längst vergangenen Tagen. Die Trillerpfeife, die zwei Gruppen, die abwechselnd durch die Länge der Halle laufen und dabei mit oder ohne Schläger und Puck irgendwelche Drehungen oder Übungen ausführen müssen. Dann diese eigentümliche Mischung aus Plastik und Schweiß, die einem in die Nase strömt. Und man fühlt sich - genau wie früher - richtig mies, wenn etwas nicht klappt, oder man wieder als letzter auf der anderen Seite ankommt.
Auf zur Königsdisziplin: Mit dem Puck aus vollem Lauf auf das plötzlich winzig erscheinende Tor schießen. Beim Schlagschuss eines Profis kommt der Puck auf eine Geschwindigkeit von 175 Stundenkilometern. Bei den Anfängern würde er wohl nicht mal in einer Spielstraße die zulässige Geschwindigkeit übertreten. Andere hingegen schaffen es sogar, den Puck zu lupfen und einen der auf das Tor gestellten Pylone herunterzuschießen
Jetzt sind die Anfänger fit für das erste Spiel, findet Trainer Brux und pfeift an. Am Ende siegt Weiß knapp mit 3:2 gegen Blau. Alle sind jetzt schweißnass: "Aber schön ist es!", ruft einer außer Atem. "Wenn man das einmal gemacht hat, bekommt man einen anderen Blick auf das Spiel", sagt Heinz-Peter Brux.
Stimmt! Wenn man künftig Hager, Langkow oder Vasiljevs zu den Klängen vom Rammstein auf das Eis stürmen sieht, weiß man ganz genau, was die Jungs der Pinguine bei ihrem Spiel leisten.