Austauschschülerin: Deutschland ist nicht nur Bayern und Bier
Patenschaftsprogramm: Die 15-Jährige Celesstia Valdez lebt für ein Jahr bei der Krefelder Familie Knops. Mit großem Erfolg für beide.
Krefeld. Die Voraussetzungen für Celesstia Valdez waren nicht unbedingt einfach: Nicht nur das für Austausch-Schüler ungewöhnlich junge Alter von 15 Jahren erschwerte ihr den Start in Deutschland. Mit keiner Silbe Deutsch im Wortschatz kam die junge Amerikanerin im Juli 2007 zur Krefelder Familie Knops. Ein halbes Jahr später hat sich die Situation gravierend geändert.
Auch wenn ihr Akzent noch zweifelsfrei auf die USA hinweist, rollen ihr mittlerweile die deutschen Sätze auch grammatikalisch korrekt über die Zunge. "Wir sprechen inzwischen fast ausschließlich deutsch", erzählt Nina Knops, die gemeinsam mit Mutter Gaby die treibende Kraft für die Aufnahme der 15-jährigen Amerikanerin war. "Ich mag gar nicht an Juni denken, wenn Celesstia wieder zurück in die Staaten muss. So sehr habe ich sie ins Herz geschlossen", sagt Gaby Knops bei einem Besuch des SPD-Bundestagsabgeordneten Siegmund Ehrmann, der über das Parlamentarische Partnerschafts-Programm den Austausch möglich gemacht hat. Ein Gegenbesuch der Familie Valdez zur Weihnachtszeit ist fest geplant.
Die Aufnahme der 15-Jährigen kam für die Familie Knops sehr kurzfristig. Weil bundesweit Gastfamilien fehlten, rief die Austauschorganisation bei Jugendlichen an, die sich eigentlich selber für ein Austauschjahr interessiert hatten. Der USA-Aufenthalt hatte sich bei Nina Knops, die die Oberstufe des Fabritianums besucht, jedoch zerschlagen, trotzdem blieb ihre Adresse bei der Organisation gespeichert. "Letztlich war die Aufnahme von Celesstia jedoch ein Glücksfall", meint die Gastmutter Gaby Knops.
Was ihr auf Anhieb gefiel: Sowohl ihr Vater, der aus Äthiopien kommt, als auch der Stiefvater von Celessstia, der aus Mexiko stammt, aber afrikanische Vorfahren hat, sind dunkelhäutig. Lange Gespräche, über Politik, Geschichte oder das Leben allgemein fanden fast täglich statt.
Und die Eindrücke des Gastes? "In den USA besteht Deutschland nur aus Bayern und Bier. Aber wer, so wie ich, Leipzig, Magdeburg, Düsseldorf oder Köln erlebt hat, kann ganz anders über Deutschland berichten", sagt Celesstia Valdez. Das werden auch ihre Eltern, die im März zu einem einwöchigen Besuch kommen werden, so empfinden, ist sie sich sicher. Und die deutschen Mitschüler? "Denen hatte ich schnell erklärt, dass wir in Texas nicht alle auf einer Ranch leben, sondern es auch Städte gibt", berichtet die Texanerin.
Zum Abschluss des Gesprächs möchte Siegmund Ehrmann dann doch wissen, wer die US-Präsidentenwahl gewinnen wird. "Ich mag John McCain nicht. Ob es mit Barack Obama ein Dunkelhäutiger oder mit Hillary Clinton eine Frau wird - beides wäre toll", sagt die junge Amerikanerin.