Autopflege: Waschen, fönen, Lack versiegeln
Für viele ist es eine lästige Pflicht, andere sind erst zufrieden, wenn ihr Auto glänzt wie neu. Ein Tag in der Waschanlage.
Krefeld. Für Autofetischisten ist es ein sinnliches Erlebnis: die eingeschäumte Windschutzscheibe, das Tanzen der Stofflappen auf dem Lack und schließlich das Trommeln der Wassertropfen auf dem Blechdach. Im besten Fall sieht das eigene Auto danach wieder aus wie neu.
In Reih und Glied stehen die Pkw an diesem x-beliebigen Freitagvormittag vor der Waschanlage am Dießemer Bruch. Schlange stehen für die perfekte Autowäsche.
Fast jeder hält nach dem Waschgang noch einmal für einen kurzen Boxenstopp auf den Reinigungsparkflächen. So wie Markus Schrader, der gerade auf seinem weißen Opel — ein Sondermodell — die Wassernasen wegpoliert. „Sieht einfach schöner aus“, sagt er. „Man ist ja glücklich, wenn das Auto glänzt.“ Den Wagen einfach mal drei Monate lang nicht waschen, da hätte er ein schlechtes Gewissen. „Das ist doch wie zu Hause, da will man es ja auch sauber haben“, sagt er. Im fusselfreien Kofferraum fährt bei ihm immer die Grundausstattung der mobilen Fahrzeugreinigung mit — Pflegetücher, Lappen, Glasreiniger. Alle drei Wochen gibt es die Fahrt durch die Waschanlage. „Als ich 18 war, war ich ziemlich verrückt“, sagt er. „Da habe ich mein Auto noch jede Woche von Hand gewaschen.“
Alle drei Tage ist dagegen Josef Korpatsch Kunde in der Waschanlage. „Ich liebe Autos“, sagt der Mann, der elf Pkw, darunter einige Oldtimer, sein eigen nennt. Gerade putzt er die Scheiben einer Mercedes S-Klasse. In der Box daneben steht seine Frau und wienert den Alltags-Golf. „Ein gepflegtes Auto ist wie eine Visitenkarte“, sagt Korpatsch. „Sie können ein Auto für 150 000 Euro fahren, wenn es aussieht wie Hulle, machen Sie einen schlechten Eindruck. Aber wenn ein Auto für 3000 Euro super gepflegt ist, heißt es: Was für ein schönes Auto.“
Selbstverständlich müssen, sofern vorhanden, auch Lederlenkrad und Holzeinlagen händisch von Fingerabdrücken befreit werden. Bremsenabrieb an de Felgen? Zieht Feuchtigkeit an und sieht schäbig aus. Und wenn man schon mal dabei ist: Das edle Ledergestühl verträgt durchaus einmal im Monat eine Politur. Und mit der Luftdruckdüse wird auch die letzte Falz und die letzte Fuge staub- und tropfenfrei.
Von dem Aufwand, der hinter den Kulissen betrieben wird, bekommt die Kundschaft nichts mit. In den Betriebsräumen geht es zu wie im Maschinenraum eines kleinen Schiffes. Es dröhnt und zischt aus Hydraulikaggregaten und-pumpen, Dosierpumpen und Kompressoren.
„Der Kunde sieht gar nicht, wie viel Arbeit dahinter steckt“, sagt Mr. Wash Niederlassungsleiter Carsten Schönberger. 100 Liter Wasser wird pro Auto gebraucht, rund eine halbe Badewanne. Um bei 1800 Autos am Tag den Wasserverbrauch in Grenzen zu halten, wird aufbereitet und wiederverwendet, wo es nur geht.
Egal, wie früh die ersten Kunden kommen, eines bekommen sie unter Garantie nie: Die erste Wäsche des Tages. Den Probelauf machen immer Schönberger oder einer der rund 25 Mitarbeiter. Schönberger kennt sich nicht nur damit aus, was dem Lack gut tut. Er weiß auch, was ihn zerstört. Zu den schlimmsten Feinden des Autolacks gehören Vogelkot — „der enthält Salpetersäure“ — und Insekteneiweiß. Handcremes hinterlassen Spuren, die man nur, man ahnt es, von Hand entfernen kann. Und eine Sache sollte man wirklich niemals tun: Unter einem blühenden Ginkobaum parken.