Bedrückende Enge im Bunker

Der Verein Villa Meerländer hat die Luftschutzräume besucht. Eine Zeitreise.

Krefeld. Eine breite Steintreppe führt aus dem Sonnenlicht hinab. Sie endet in einem niedrigen Keller mit Stahltür und kalter elektrischer Beleuchtung. Gewölbebögen, Betonpfeiler und dunkle Nischen mit Steigeisen verstärken den Eindruck der Enge. 50 Menschen stehen dicht gedrängt und stumm im unterirdischen Gewölbe und sehen sich um. Kaum zu glauben, dass dort im Zweiten Weltkrieg 300 Männer, Frauen und Kinder Schutz bei Luftangriffen fanden.

Kaum einer weiß heute noch, dass sich unter der Don-Bosco-Schule an der Kölner Straße ein Bunker befindet. "Dabei deuten die Gitter im Schulhofboden an der Häuserwand darauf hin. Wer Zweifel hat, kann es sehen. ,Mannesmann - Luftschutz’ steht noch heute darauf. Es sind die Fluchtmöglichkeiten aus dem Raum", erklärt Georg Opdenberg. Er leitet die Bunker-Tour des Vereins Villa Meerländer und nimmt die Teilnehmer mit auf eine besondere Zeitreise. Es ist eine Führung durch die unterirdische Seite des Bombenkrieges.

Sie veranschaulicht auf eindrucksvolle Weise das Thema Luftschutz und damit einen besonderen Teilaspekt des Zweiten Weltkrieges. "Wie Perlen an einer Ketten liegen die Schutzräume aufgereiht im Stadtgebiet", erklärt der Fachmann. "Sie sind nicht für die Ewigkeit gebaut. Besonders der Abriss des Bunkers am Röttgen und der gerade verschlossene am Lutherplatz haben den Wunsch hervorgebracht, noch einmal einen Blick in die Räume zu werfen, die nicht bereits abgerissen, zugeschüttet oder vermauert sind."

Dass das Wohnhaus an der Ecke Birken-/Buschdonk einmal ein Hochbunker für 400 Personen war, erkennt nur der Experte. Fast eineinhalb Meter dick sind die Wände. Das ist an den Fensteröffnungen zu sehen. Wenig weiter am Fungendonk befinden sich zwei Luftschutzstollen für je 100 Personen. Sie sind heute dicht mit Grün bewachsen. "Den zweiten habe ich selbst erst durch Zufall entdeckt", sagt Opdenberg. "Der Regen hat sie freigespült." An einem sind die Schornsteine noch erkennbar, die für die Frischluftzufuhr sorgten. "Nach Kriegsende lebten noch viele Menschen wegen des Wohnraummangels in den Bunkern."

Rolf Haferbengs nimmt mit seinem Enkel Armin (6) an der Tour teil, um ihm diesen Abschnitt der deutschen Geschichte nahe zu bringen. "Ob es da drinnen wohl kalt ist?", überlegt der Junge. Paul Keller ist Lehrer und will die Rundfahrt nutzen, um festzustellen, ob er sie mit seinen Schülern wiederholen kann. "Es gibt immer weniger Zeitzeugen, die wir befragen können."

Die Krefelder waren beim Bunkerbau pfiffig. "Im November 1940 wurden 30 Luftschutz-Sonderbauten, sprich: Bunker, geplant", berichtet der Fachmann. 24 wurden realisiert, darunter waren zwei Tiefbunker und weitere 45 Luftschutzbunker." Die Krefelder brachten das Material an die Baustellen, indem sie Wagen an die Straßenbahnen hängten. "Die so eingesparten Benzingutscheine tauschten sie in Köln gegen Zement, der per Schiff nach Krefeld kam. Einen ganzen Eisenbahnzug mit Rundeisen lenkten sie nach Krefeld um und tauschten ebenso Schiffsmotoren aus Bremen ein und funktionierten sie als Notstrom-Aggregate für die Bunker-Belüftung um."