Bei ihr werden Tänzer zu Profis
Mine Berdermann richtet die Deutsche Meisterschaft im Breakdance aus.
Krefeld. Tanzen können oder es nicht können - das ist hier die Frage. Mine Berdermann konnte es früher nicht, sie ist eigentlich gelernte Bürokauffrau. Trotzdem richtet sie an diesem Sonntag die deutsche Meisterschaft im Breakdance und Electric Boogie aus. Das ist der bisherige Höhepunkt ihrer tänzerischen Erfolgsgeschichte.
Seit zweieinhalb Jahren führt sie ihr eigene Tanzschule "Mine-Sports" am Südwall 22. Angefangen hat sie allerdings nicht mit einer professionellen Tanzausbildung, sondern mit einem Turnkurs für Mütter und ihre Kinder. Mit ihrem 14 Monate alten Sohn hatte sie daran teilgenommen, doch gut fand sie ihn nicht. "Mir ist direkt aufgefallen, was die Leiterin hätte anders machen müssen. Deshalb habe ich gefragt, ob ich den Kurs übernehmen darf", sagt die 33-Jährige.
Sie machte den Übungsleiterschein, übernahm den Kurs und steigerte die Teilnehmerzahl in kurzer Zeit von sechs auf 80 Mütter. Andere Schulen wurden auf sie aufmerksam und sie bekam eine Tanzgruppe angeboten. Ahnung vom Tanzen hatte sie zwar nicht, aber das verrät sie keinem. Drei Wochen intensives Musikfernsehen-Gucken später hatte sie eine eigene Choreographie entwickelt. Mehr und mehr Schulen entdeckten sie. Mit 25 Jahren begann dann ihre Karriere als Tanzlehrerin. "Ich hatte keinen Plan von nichts, doch die Schüler haben meine Art gemocht", sagt sie lachend. Sie ist auch heute noch der Meinung, dass ein Tanzlehrer nicht unbedingt gut tanzen können muss.
Die Vermittlung der Choreographie und der Umgang mit den Schülern steht für Berdermann im Vordergrund - und der Erfolg gibt ihr Recht. Zwei ihrer Mitarbeiter haben eine professionelle Tanzausbildung, alle anderen haben bei ihr selbst gelernt. "Mein Stil ist unverwechselbar und dadurch fallen wir natürlich auch auf", sagt Mine Berdermann. Bei den Vereinen und Schulen, bei denen sie gearbeitet hat, hätte sie ihre Unterrichtsmethoden nicht frei entfalten können, erklärt die Tanzlehrerin. Seit sieben Jahren arbeitet sie mit einem fünfköpfigen Team zusammen, das sie von Schule zu Schule begleitet hat. "Mein Team hat gesagt, ich solle etwas Eigenes aufbauen. Ich solle mir nicht mehr von Vorständen, die gar nicht tanzen können, sagen lassen, wie ich meinen Unterricht zu gestalten habe", sagt Berdermann.
Sie wolle keine Kurse für 40 Kinder geben, nur damit der Verein Geld einnähme. "Mit dem, was ich hier mache, werde ich nicht reich, aber ich mache Menschen glücklich", erklärt sie. In ihren Kursen steht Harmonie und eine familiäre Atmosphäre im Vordergrund. Die meisten ihrer Tanzschüler sind ihr an die neue Schule gefolgt, 300 sind es insgesamt. Das Ziel von Berdermann: Nichttänzer zu Tänzern zu machen, Tänzer zu Profis und das Selbstbewusstsein der Teilnehmer zu steigern. "Individuell auf die Tänzer eingehen zu können und sie zu fördern, das ist für mich das Wichtigste", erklärt Berdermann.
In den zweieinhalb Jahren, in denen Mine Berdermann ihre Tanzschule betreibt, haben ihre Schüler sich zweimal für die Weltmeisterschaft im Breakdance qualifiziert. Ihre Schule hat schon Westdeutsche-, Deutsche- und Europameister hervorgebracht. "Wir sind auch Vizeweltmeister, bisher sind wir aber immer an den Slowenen gescheitert. Ein Erfolg ist trotzdem, dass wir als einzige deutsche Mannschaft im Finale standen", erklärt sie.
In ihrer Schule hat sie sich auf die drei Tanzarten spezialisiert: Hip-Hop, Breakdance und Discodance. Außerdem gibt es Kinder-, Junioren und Erwachsenengruppen. Bei der Meisterschaft wird ihre Tanzschule Mine-Sports in den Kategorien Solo und Crews, mit einer Erwachsenengruppe (ab 16 Jahre) und einer Kindergruppe antreten.