Bei Klaus Lage wird das Publikum zum Chor

Im Kulturpunkt der Friedenskirche beweisen die Fans, wie textsicher sie sind. Vor allem bei seinem Hit „1000 und 1 Nacht“.

Krefeld. Es gibt im deutschen Rockgeschäft nur wenige markante Typen. Klaus Lage zählt zu ihnen - auch ohne aktuelle Hits oder ständige Medienpräsenz.

Es ist ruhig geworden um den Sänger, der Mitte der 80er Jahre in der ersten Riege deutscher Rockgrößen mitspielte und mit seiner Band mühelos die Konzerthallen füllte. Aber es geht auch ein paar Nummern kleiner, wie Klaus Lage am Samstag solo im Kulturpunkt der Friedenskirche bewies.

Erstmals seit 30 Jahren war der heute 60-jährige Sänger und Gitarrist allein auf Tournee, die er folgerichtig "Alleingang" betitelte und die er in Krefeld beendete.

So wie er sind seine Fans auch älter geworden. 50-plus sind die meisten der über 200 Besucher, die hören wollen, wie Lage 2010 klingt. Natürlich sind es in erster Linie seine Hits, die Erinnerungen wecken. Nachdem es 1984 für ihn "Zoom" machte und er mit "1000 und 1 Nacht" den wirklich großen Hit landete, war klar, dass der Erfolg auch Schattenseiten hat.

Es sei "ein Fluch und Segen", erzählt Lage, auf dieses Lied reduziert zu werden. "Ich muss mich nicht schämen für das, was ich früher gemacht habe."

Natürlich singt er "1000 und 1 Nacht" in der Friedenskirche - und das Publikum wird zum (Kirchen)-Chor. Und natürlich darf auch der zweite große Hiterfolg nicht fehlen: "Faust auf Faust", der Titelsong zum Schimanski-Kinofilm.

Überhaupt wird der Abend zu einem Streifzug durch Lages Leben. Es sind Erinnerungen an die Kindheit im provinziellen Soltau in der Lüneburger Heide. Klar, dass er da weg wollte in die große Stadt. Nach Berlin, wo der ehemalige Sozialarbeiter mit Hang zur Musik die ersten Erfolge feierte.

Das Gefühl, später als bekannter Musiker nach Soltau zurückzukehren, hat sich manifestiert. "Ich spür’ die Blicke hinter den Gardinen", singt Lage.

Und Erfahrungen wie diese finden sich in vielen seiner Texten wieder: Beziehungsstress in "Fang neu an" oder Trennung in "Zuhause" zählen zu den besten Lage-Songs.

Das Besondere ist aber, dass Lage ohne eine Band im Rücken intensiver und authentischer klingt. Zumal er sich die Zeit nimmt, die musikalischen Rückblicke auch zu kommentieren.

Viele seiner neueren Lieder haben hingegen einen leichteren Tonfall. "Der schönste Tag wird zur teuersten Nacht" ist eine nett erzählte Geschichte über einen Mann, der sich von seinem One-Night-Stand ausplündern lässt. Oder jene Supermarkt-Verkäuferin, die sich aus dem trostlosen Alltag aufs Traumschiff flüchtet.

Nach zwei Stunden beendet Lage seinen musikalischen Alleingang, der längst nicht alle Facetten seines Schaffens gezeigt hat. Das Publikum dankt es ihm - mit tosendem Beifall und dem deutlichen Wunsch nach Zugaben. Und den erfüllt er.