Beruf mit Tradition unter neuen Segeln

Aus dem Segelmacher ist ein Technischer Konfektionär geworden. Aufträge gibt es genug, Auszubildende hingegen selten.

Krefeld. Ausgebreitet auf dem Boden einer großen Lagerhalle liegt eine riesige Plane aus Kunststoff. Es könnte das neue Gewand für einen Lkw werden, ein Teil eines Pavillons oder auch etwas ganz anderes: ein Segel für ein Boot. Denn neben Autoplanen und Markisen gehört auch die Reparatur von Segeln zum Arbeitsgebiet von Sebastian Sebald, dem Betriebsleiter der Firma Buchholz.

„Den klassischen Segelmacher gibt es heute nur noch selten“, erzählt er. Die Nachfrage sei einfach nicht mehr da. Schon gar nicht in einer Stadt wie Krefeld, die nicht direkt am Wasser liegt. So habe sich der Beruf des Segelmachers zwar kaum geändert, aber das Spektrum habe sich erweitert.

„Segel werden immer noch genäht, nur verwendet man heutzutage Material aus Kunststoff. Das saugt sich idealerweise nicht mit Wasser voll und ist viel strapazierfähiger als Leinen oder ein anderes Naturprodukt“. Sebastian Sebald ist kein Segelmacher im klassischen Sinne, seine Berufsbezeichnung lautet: Technischer Konfektionär. Seit 1961 existiert die Firma Buchholz, mitterweile ist bereits die dritte Generation am Ruder des Familienunternehmens. „Ich mag die Abwechslung in diesem Beruf, dass es nie langweilig wird“, sagt er.

Nähen, Schweißen, zu Kunden rausfahren, das alles schätzt auch Azubi Till Kaschmann. Der 18-Jährige ist gerade im ersten Lehrjahr und ist glücklich, dass er sich für die Lehre bei Buchholz entschieden hat. „Schule machte irgendwie nicht so viel Spaß, daher habe ich mich für eine Lehre entschieden“, erzählt er.

Bereits vor einigen Jahren hat er ein Praktikum in der Firma absolviert. Sein Vater hat ihm den Kontakt vermittelt, von selbst wäre er wohl nicht darauf gekommen. „Genau das ist das Problem“, erklärt Sebald. „Die meisten wissen gar nicht, dass dieser Beruf überhaupt existiert“. Fehlende Aufträge seien nicht das Problem, das den Traditionsberuf bedrohe. Es sei der Nachwuchs, der ausbleibe, sagt der Betriebswirt. „Es gibt immer so um die 40 Azubis — bundesweit. Das ist nicht viel. Wir haben große Schwierigkeiten, geeignete und interessierte Lehrlinge zu finden“.

Mit dem aktuellen Azubi sei die Firma Buchholz übrigens sehr zufrieden. Auch Kaschmann kommt gerne zur Arbeit und erledigt seine Aufgaben mit Begeisterung. Gerade sitzt er an der Nähmaschine und bearbeitet eine Plane. Auch wenn Segelmacher nur noch in Küstenstädten stark vertreten sind, ist diese Profession im Beruf des Technischen Konfektionärs fest verankert und wird dank Menschen wie Sebastian Sebald oder Till Kaschmann auch weiterhin existieren.