Brilliante Musiker in einer schlechten Form

Jazzklub präsentierte Ches Smith und seine Band These Arches im Kulturpunkt der Friedenskirche: Freie Musik nach Schema F.

Krefeld. Freie Musik nach Schema F, kann es das geben? Leider ja. Ches Smith und seine Band These Arches demonstrierten es jetzt auf Einladung des Jazzklubs im Kulturpunkt der Friedenskirche. Auch erwies sich wieder einmal, dass selbst Musiker mit bestem Ruf manchmal auch eine schlechte Tagesform haben können. Anstrengend war dieses Konzert also und leider kaum unterhaltsam, wenngleich man ahnen konnte, welches Potential in dieser Band schlummert.

Das Schema F der Stücke gliederte sich so: Auf ein rhythmisch ungebundenes Vorspiel folgte meist ein Thema mit Rock-Groove vom Schlagzeug, einer Aneinanderreihung von Riffs von den Bläsern, einer Basslinie von der E-Gitarre und Klanguntermalungen vom Akkordeon. In der meist kollektiven Improvisation danach brach dann der Groove wieder zusammen, um beim abschließenden Thema wieder aufzutauchen. Das Vorspiel entfiel manchmal; dies eine kleine Variation. Die Riffs wurden manchmal ersetzt durch schräge Melodielinien, eine weitere Variation.

Schlagzeuger Ches Smith ist ein Wanderer zwischen den Musikwelten, zwischen Avantgarde Jazz und Art Rock. Er hat die Fähigkeit, das konnte man hören, Rock-Grooves federnd leicht und aufgekratzt mit Jazzgefühl aufzuladen. Ein Fehler war es allerdings, seinen Sound bei diesem Konzert nicht auch durch das Mischpult zu jagen. So war er im Verhältnis zu den anderen Musikern zu laut.

Tenorsaxophonist Tony Malaby, der Anfang Oktober noch mit einer anderen Band im Jazzkeller brillierte, ging in den Klängen des Schlagzeugs unter. Altsaxophonist Tim Berne, ein weltweit anerkannter Spieler seines Instruments, ebenso.

Hören konnte man Mary Halvorson auf der E-Gitarre vor allem, wenn sie auf den tiefen Saiten Bassfunktion übernahm. Ihre filigranen Einwürfe in höheren Lagen gingen meist unter. Und ob irgendjemand von Andrea Parkins’ Akkordeon mehr gehört hat als elektronisch verfremdete Klänge, kann bezweifelt werden.

Ein unausgegorener Gruppensound, zu ähnliche Arrangements, kaum einmal ein Solo, das sich individuell vom Kollektiv abhob, kaum einmal Abwechslung in der Dynamik — all das ließ dieses Konzert zu einer knochentrockenen Veranstaltung werden. Die hartgesottenen Fans des Jazzklubs ertrugen es wie meist mit wohlwollendem Interesse.