Trödel auf dem Sprödentalplatz: Nicht der letzte Ramsch

Ein Bummel über den letzten Flohmarkt in diesem Jahr auf dem Sprödentalplatz.

Krefeld. Ein begeistertes Leuchten glitzert in den Augen von Gottfried Bremer auf. Der kleine Kasten aus Metall auf dem Tisch vor ihm zeigt die Zahlen null bis neun in einer Reihe — über kleine Hebel stellt er geschickt verschiede Ziffern ein und lächelt zufrieden, als die Rechenmaschine aus den 60er Jahren ihm mit einem mechanischen Klacken die Summe seiner Addition anzeigt. „Meine Eltern hatten früher auch so eine in ihrem Laden“, sagt Bremer, der aus Anrath zum Trödelmarkt „Kitsch, Kunst & Co.“ auf den Sprödentalplatz gekommen ist.

„Wir wollen uns aber nur umsehen“, merkt seine Frau Ursula an und schiebt ihren Gatten sanft aber bestimmt vom Tisch fort. „Mir ist kalt.“ Einige Meter weiter wiegt ein Mann prüfend alte Gedenkmünzen in der Hand: „Die sind aus Metall, nicht aus Silber. Das erkenne ich am Klang“, sagt er mit kritischem Blick in Richtung Verkäufer. Der erkennt, dass er einen Experten vor sich hat. Es entwickelt sich ein Gespräch zwischen Sachverständigen — am Ende einigt man beim Preis in der Mitte.

Für Norbert Angenheister und seinen Bruder Werner macht das den Charme eines Flohmarktes aus. Die beiden haben für das ganze Jahr einen Standplatz in Krefeld gebucht und sind echte Trödelprofis. Ihr Stand befindet sich nahe des Platzzentrums sowie unweit der Bratwurst-, Reibekuchen- und Frittenbuden — und damit auf der Hauptroute für viele der Besucher. Die Brüder aus Hüls betreiben ein Nebengewerbe für „An- und Verkauf“ und sind auf fast allen Trödelmärkten der Region anzutreffen. „In Krefeld stehe ich bereits zum 18. Mal. Den ersten Flohmarkt habe ich 1980 gemacht“, sagt Norbert Angenheister andächtig. Der 52-jährige trägt Vollbart und macht mit seiner kräftigen Statur und dem freundlichen Lächeln einen vertrauenserweckenden Eindruck. „Es gibt Stammkunden, die zu schätzen wissen, dass die Ware in Ordnung ist und nicht der letzte Ramsch“, sagt Angenheister. Er bietet vornehmlich alte Lampen, Gemälde oder Porzellan aus Nachlässen und Haushaltsauflösungen an. Kleine Macken kämen zwar vor, aber fast alles funktioniert oder erfüllt mindestens den dekorativen Zweck.

Dicht gedrängt schieben sich die Besucher bei strahlendem Sonnenschein durch die Gassen zwischen den Tischen: Pärchen mit Hund, Familien mit Kinderwagen, einzelne Schnäppchenjäger oder Seniorenpaare. An einem der Stände helfen Inge Fendel und Elisabeth Wangemann einer jungen Frau in ein schwarzes Kleid mit Rüschensaum. Die beiden Damen bieten das an, was für viele Besucher des Flohmarktes ein Magnet ist: gut erhaltene Kleidung. Die 31-jährige Angelika bekommt den Reißverschluss an der Seite allerdings nicht zu. „Schade“, seufzt sie, bleibt aber geduldig stehen, als die beiden Damen ihr noch die Vergangenheit des Kleides erzählen. Mit anderen Menschen ins Gespräch zu kommen, gehöre zu einem Trödelmarkt. „Das erste Mal war ich 1974 hier“, erinnert sich Inge Fendel genau. Nur den fehlenden Blick vieler Leute für den Wert schöner Sachen kritisieren die drei Frauen. „Viele meinen, es wär immer alles für einen Euro zu haben“. Dass viele Leute weniger Geld in der Tasche haben, sei auch auf dem Flohmarkt spürbar.