Das Rätsel der Bockumer Burg
Archäologen vom Museum Burg Linn haben am Haus Sollbrüggen interessante Funde gemacht. Viele Theorien finden sich bestätigt.
Krefeld. Der kreisrunde Brunnen sagt selbst archäologischen Laien etwas. Er ist aus Klinkern fachmännisch gemauert, der Innendurchmesser beträgt 1,10 Meter. Da hat die Mannschaft vom Museum Burg Linn um Uwe Girndt ein schönes Stück mittelalterlicher Handwerkskunst ausgegraben.
Der Brunnen steht im nordöstlichen Teil des kleinen Grabungsareals, wo Christoph Reichmann, der Krefelder Chefarchäologe und Direktor des Linner Museums, seit Mitte August auf den Spuren der Burg Sollbrüggen ist. Bis Ende Oktober gehen die Grabungen noch weiter, um vor der Sanierung der Musikschule alle Erkenntnisse zu sichern.
Dem Brunnen wollen die Archäologen weiter auf den Grund gehen. Uwe Girndt schätzt aus Erfahrung: "Vier Meter tiefer müssen wir noch graben." Dann landen die Schaufler im Wasser. Reichmann hat indes nicht viel Hoffnung, dass der Brunnen Überraschungen birgt.
Die Mauerreste und Steine, die das Grabungs-Team freigelegt hat, sagen dem Laien weniger. Immerhin kann Reichmann sagen, dass die erste Burg Bockum deutlich kleiner und "bescheidener" war als das etwa zeitgleich entstandene Haus Rath. Reichmann sieht auch eine Skizze der Burg bestätigt, die der frühere Stadtarchivar Guido Rotthoff 1977 aus einer größeren Karte von 1660 herausgezeichnet hat.
Vor 1200 ist die erste Motte im sumpfigen Wasser des östlichen Bockumer Buschs entstanden. Sie wurde nachweislich um 1188 an den Erzbischof von Köln verkauft. Im 13. Jahrhundert kam die kleine Burg an den Herzog von Kleve, der sie einer Nebenlinie aus Saarbrücken überließ, daher der Name "Sollbrüggen", meint Reichmann.
Ende des 14. Jahrhunderts wurde der Neubau errichtet. Das kann Reichmann am Maß der verwendeten Ziegelsteine erkennen. Wo heute Haus Sollbrüggen steht - um 1840 von Peter de Greiff errichtet - war früher die Vorburg. Eine alte Brücke ist offenbar abgebrochen und ins Wasser geworfen worden.
Die Hoffnung, Relikte aus der Zeit der alten Burgnutzung zu finden, hat sich für Reichmann nicht erfüllt: "Der Schlamm war systematisch ausgeräumt, und ist wahrscheinlich, wie wir aus Hüls wissen, als Dünger verkauft worden." Funde wie ein Glasfläschchen aus dem 15. Jahrhundert, die Scherbe einer Kölner Ofenkachel mit Glasur und eine Tonscherbe, die eindeutig von einer Elmpter Schüssel stammt, weisen auf das 14. Jahrhundert hin.
Dem Museumsmann kommt die Bockumer Ausgrabung sehr recht: Wenn er sich im nächsten Jahr am Projekt "AufRuhr1225" beteiligt, hat er die Krefelder Palette mit Burg Linn, Haus Rath und Haus Bockum komplett.