Das Zapfen ist ihr Lebenselixier
Die Gaststätte „Am Stadtgarten“ feiert das 70-jährige Bestehen.
Krefeld. Der barocke heilige Florian an der Wand, den Margot Elsner vor 20 Jahren aus St. Ulrich in Südtirol mitgebracht hat, gehört zu den jüngeren Stücken der Einrichtung in der Gaststätte "Am Stadtgarten". Der Rest stammt aus dem Anfang der 1960er Jahre, fast unverändert. "Das ist noch vom Vater", erklärt die Wirtin.
In Familienbesitz ist die Gaststätte an der Ecke St.-Anton- und Roßstraße seit 70 Jahren. Für die inzwischen 78 Jahre alte Unternehmerin ist der Rhythmus der Öffnungszeiten ihr Lebenselixier - sie zapft fleißig weiter. Die Zahl der Gäste ist zwar geschrumpft, Vereine haben anderswo ihre Quartiere. Im früheren Gesellschaftszimmer lagert zur Zeit Weihnachtsdekoration, mit der bald den Gastraum geschmückt wird. Aber viele Stammgäste und Gruppen halten ihr die Treue.
Margot Elsners Eltern, Heinrich und Jakobine Kleinemühl, kamen 1939 aus Walsum über den Rhein und eröffneten die Gaststätte am 1. Dezember neu. Sie gab es schon früher, ein Bild zeigt das Haus im Jahr 1907, mit Erker.
Das Haus wurde 1943 durch Bomben total zerstört. "Nebenan starben 18 Menschen", erinnert sich Margot Elsner, die damals zwölf Jahre war. Ihre Eltern haben dann 1950 ein Eisbude auf dem Grundstück eröffnet, die Gaststätte 1954 eingeschossig inmitten von Trümmern errichtet und 1958 "hochgestockt".
Nur sechs Jahre, nachdem Margot Elsner 1971 den Betrieb übernommen hatte, erlebte sie den Schock: Ihr Mann Hans starb plötzlich, mit 50 Jahren. "Das war eine schwere Entscheidung", sagt sie. Nun ist sie bereits seit 32 Jahren alleinige Chefin. Ursula und Georg Gebhardt im Haus unterstützen sie, Farija Scherifovin kommt helfen. Auch auf Verwandte kann sich die Wirtin verlassen, und "auf den Getränkehändler Bayen, der auch schon seit 70 Jahren liefert".
Margot Elsner hat dienstags ihren Ruhetag. An allen anderen Tagen öffnet sie von 11bis 13 Uhr und ab 17.30 Uhr wieder (außer samstagnachmittags). Ma.