40. Geburtstag Das Ziel "Eine Welt" bleibt viel Arbeit

Arbeitskreis und Laden feiern am 4. Juni den 40. Geburtstag im Haus am Westwall 62. Infostände, Demonstrationen und fairer Handel bestimmen immer noch den Alltag.

Krefeld. Seit 40 Jahren besteht der Eine-Welt-Laden in Krefeld, auch wenn er zu Beginn nicht so hieß. Ebenso lange kümmert sich der Arbeitskreis Dritte Welt darum, dass die Ladentür geöffnet und die Kasse besetzt ist. Das klappte am Anfang nicht immer.

Viele junge Leute engagierten sich, diskutierten mit heißen Köpfen über Ausbeutung, Gewalt und Ungerechtigkeit auf der Welt, über Flüchtlinge aus Südafrika, Sri Lanka, Eritrea und Afghanistan, entwarfen Texte für Flugblätter und demonstrierten. Aber geregelte Öffnungszeiten? Fehlanzeige, sagt Ingrid Eckel lächelnd. Es kam nicht selten vor, dass sie aus Tönisberg anreiste, um Kaffee zu kaufen, und vor verschlossener Tür stand.

Mittlerweile ist der „Fachhandel“, wie Ingeborg Krämer das Angebot nennt, trotz der immer noch ehrenamtlichen Strukturen geradezu professionell: Die immer noch etwa 25 Vereinsmitglieder organisieren den Ladendienst am Westwall 62 für jeden Werktag.

Qualitativ Hochwertiges und Originelles wird angeboten, das in Afrika, Asien, Mittel- oder Südamerika produziert wird. Oft kommt auch der Rohstoff nach Europa und wird hier verarbeitet — wie beispielsweise der fair gehandelte Kaffee. Ihn zu trinken ist politisch korrekt, aber der Geschmack war damals furchtbar, erinnern sich Krämer und Eckel lachend. „Das Vorurteil, dass er ungenießbar sei, hat sich bei manchen bis heute gehalten“, sagt Krämer.

Fair gehandelt bedeutet, dass für die Waren ein angemessener Preis gezahlt wird und außerdem ein Bonus an die Kooperativen fließt — Geld, mit dem Schulen gebaut oder Brunnen gebohrt werden können. „35 Brunnen haben wir südlich von Kalkutta angelegt“, sagt Gerlinde Wientgen stolz. Oft sind es die Frauen in den sogenannten Entwicklungsländern, die von den Projekten profitieren und die Familie unterhalten. „Sie sind die verlässlicheren Partner“, sagt Wientgen.

Mit mehr als 80 Jahren stellt sie sich nicht mehr hinter die Ladentheke, aber an einem der 150 Infostände jährlich oder auch bei Demos ist sie zu finden. Schreibkram ist zu erledigen, zuletzt werden neue Flyer gestaltet — es gibt mehr als genug Arbeit für die Aktiven. Viele sind lange dabei. Ingeborg Krämer entschuldigt sich fast dafür, dass sie erst 2002 ins Team eingestiegen ist. „Ich war vorher berufstätig.“

Das sei heutzutage ein Problem, wo man großes Interesse daran habe, junge Leute zu gewinnen. „Jung“ ist dabei relativ. „60 ist doch auch ein schönes Alter“, sagt Wientgen, „60 wäre ich gerne noch einmal.“ Nie hatte sie gedacht, dass sie 40 Jahre in dem Arbeitskreis bleiben würde, „zumal wir zu Beginn ja noch glaubten, dass weltweit mehr unternommen würde, um die Armut auf der Welt in wenigen Jahren zu mindern“. Das ist nicht geschehen.

Es gibt auch vor Ort Ziele, die noch unerreicht sind. So ist die Stadt Krefeld immer noch nicht eine von mittlerweile bundesweit 415 Städten, die das Siegel „fair trade town“ führen. Selbst der fair gehandelte Kaffee habe in der Stadtverwaltung keine Chance, im großen Stil ausgeschenkt zu werden, berichtet Ingrid Eckel. Junge Leute, hofft Wientgen, werden dafür kämpfen.