Demenz: Ein Sender, der Leben rettet

Krefeld. Als Vorsitzende des Vereins für Haus- und Krankenpflege kennt Andrea Blomen etliche Fälle, in denen Demenzkranke plötzlich auf Wanderschaft gegangen sind. „Da läuft eine alte Dame auf der Suche ihres Geburtshauses von St. Tönis bis nach St. Hubert.

Sie ist sich sicher, dort heute noch zu wohnen.“ Die Frau hat Glück. Obwohl sie auf den ersten Blick nicht als dement erkannt wird, bringt die Polizei sie nach Hause.

Leider ist das nicht immer so. „Obwohl ihre Bilder durch alle Medien gegangen sind, sind im letzten Jahr zwei Demenzkranke aus Krefeld erst nach Tagen tot gefunden worden. Sie hatten sich verlaufen.“ Ein neues Notrufsystem soll das künftig verhindern.

Geschäftsführer Karl-Heinz Nöding hat sich für die Anschaffung der Geräte eingesetzt. „Unser bisheriger Notruf hat nur im Haus funktioniert. Der neue funktioniert auch im Freien“, sagt er.

Der mobile Notruf kann auf zwei Arten eingesetzt werden: Zum einen kann eine SOS-Taste gedrückt werden. „Das Gerät schaltet dann wie ein Telefon zu einer Zentrale. Ein Mitarbeiter spricht mit dem Betroffenen. Dann informiert er uns oder Angehörige. Je nach Situation kann die Zentrale auch Rettungsdienst oder Polizei rufen“, erläutert Nöding. Der GPS-Sender verrät stets, wo sich der Senior aufhält.

Die zweite Möglichkeit ist das Festlegen einer „Homezone“: Die Angehörigen wählen einen Bereich, in dem sich der Senior frei bewegen kann. Verlässt er diesen aber, geht ein Notruf an die Zentrale. „Das ermöglicht selbstständiges Einkaufen oder das Klönen mit Nachbarn“, so Nöding. „Gleichzeitig wird verhindert, dass ein Demenzkranker seine sichere Umgebung verlässt.“ Das Gerät lässt sich am Gürtel tragen oder kann in die Hosentasche gesteckt werden. „Wichtig ist, dass der Betroffene den Notruf auch tragen will, ansonsten macht die Anschaffung keinen Sinn.“

Das mobile Notrufgerät hat eine Akku-Laufzeit von 72 Stunden. Länger dürfe das Orten einer Person nicht dauern, erklärt Andrea Blomen. „Viele Demenzkranke vergessen das Trinken. Dehydrierung spielte auch bei den beiden verstorbenen Krefeldern eine Rolle.“ Andrea Blomen ist sicher: „Hätten sie so ein Gerät besessen, würden sie noch leben.“