Sozialarbeiterin in Südafrika
Die Krefelder Aids-Koordinatorin Harriet Fischer hilft seit 2011, die soziale Versorgung im Township Tumahole aufzubauen.
Krefeld. Wellblechhütten, die bei Regen im Matsch versinken, und einer ganzen Großfamilie Obdach bieten: So sehen die Lebensverhältnisse in dem südafrikanischen Township Tumahole aus.
Dort, rund 100 Kilometer von Johannesburg entfernt, hat die Krefelder Aids-Koordinatorin Harriet Fischer drei Wochen lang Aufklärungsarbeit geleistet.
Aber nicht die Behausungen sind das größte Problem der 150 000 Einwohner von Tumahole, sondern der unberechenbare HI-Virus: 40 Prozent der Menschen sind damit infiziert.
Nach Südafrika ist Harriet Fischer über die Organisation „action medeor aus St. Tönis gekommen. „Action medeor hat den Kontakt zu Dr. Almud Pollmeier hergestellt, die seit vier Jahren im Krankenhaus in Tumahole arbeitet“, sagt die 55-Jährige. Bereits zum zweiten Mal ist sie ihrem Berufsalltag nach Südafrika entflohen: „Letztes Jahr war es eine ganz neue und prägende Erfahrung für mich. Ich bin aus der Jobroutine in eine völlig andere Welt gekommen.“ Und weil ihr der Kontakt zu den südafrikanischen Menschen viel Freude bereitet hat, ist es für Fischer klar gewesen — auf Anfrage von Dr. Pollmeier — erneut die weite Reise anzutreten.
In der Thabang Clinic hat Fischer zusammen mit den sogenannten Councillors gearbeitet: „Councillor sind Südafrikaner, die selber HIV-positiv sind und im Krankenhaus arbeiten“, so Fischer, die während ihres Aufenthalts in der nahen Kleinstadt Parys gewohnt hat.
Fischer habe die Councillor weitergebildet und ihnen gezeigt, was wichtig bei einer Vorsorgeuntersuchung ist. Zusammen mit den Angestellten hat sie Blut abgenommen, Vitalwerte gemessen und das Gewicht der Patienten — unter anderem zur Festlegung der Medikamentierung — geprüft. „Mit der Oberschwester Sister Ruth habe ich anschließend in einem Behandlungsraum gewartet und wir haben kleinere Probleme, wie Hautirritationen, behandelt.“ Kommuniziert wurde größtenteils auf Englisch, aber „die meisten in Tumahole sprechen überwiegend nur ihren Dialekt Sesotho. Sister Ruth konnte mir jedoch alles übersetzen.“
Für die Reisen nach Südafrika hat sich Fischer ganz freiwillig entschieden: „Die Menschen dort sind sehr offen. Ich hatte nie Sorge, das mir was passiert.“ Sie weiß, wie wichtig es ist, vor allem Jugendliche über die Gefahren von HIV aufzuklären. „In Afrika gibt es keine HIV-Prävention in den Schulen. Vergewaltigungen von jungen Frauen stehen sozusagen an der Tagesordnung.“ Viele wüssten immer noch nicht, wie wichtig es ist, beim Geschlechtsverkehr ein Kondom zu benutzen. „Wenn ich die dortigen Verhältnisse sehe, bin ich ein Stück weit dankbarer für mein Leben.“
Ob sie im nächsten Jahr noch einmal nach Südafrika reisen wird, weiß Fischer jetzt noch nicht. Aber eines ist klar: Künftig will sie weiterhin Spenden für die Südafrika-Hilfe sammeln (Spendenkonto siehe Info-Kasten). Denn es ist noch viel zu tun: „Ein Internet-Café für die Jugendlichen wäre toll, so können sie sich vor Ort selber über HIV informieren. Außerdem sind Ernährungsberater sehr wichtig, da die meisten mit Cola und Chips unterm Arm durch die Gegend laufen.“
Da das Krankenhaus in Tumahole regelrecht überfüllt ist und die Mitarbeiter und Kinder — „für sie wünsche ich mir eine Spielecke, die haben null Privatsphäre“ — keinen Rückzugsraum haben, wird zurzeit eine weitere, 750 Quadratmeter große Klinik gebaut, die Ende dieses Jahres fertig sein soll.
Fischer stellt abschließend fest: „Es war eine unglaubliche Erfahrung! Ich habe dort gemerkt, dass wir hier Luxusprobleme haben.“ Außerdem könne sie in Tumahole „mit wenig viel erreichen“.