Idyll Ein Gartenbauverein mit ganz viel Herz
Die Mitglieder des GBV Tackheide geben sich in schweren Stunden nicht nur Halt, sie teilen auch die Grundstücke.
Krefeld. Der Garten als Jungbrunnen könnte das Geheimnis ewiger Jugend sein. Den drei Damen vom Gartenbauverein Tackheide merkt man ihr Alter jedenfalls nicht an. Doch Elisabeth Bahr (83), Brigitte Loseries (70) und Ingeborg Bensch (78) hat nicht nur die Liebe zur Natur und zum Garten zusammengebracht. Das Schicksal schweißte die Freundinnen zusammen. „Wir haben alle unseren Mann durch höhere Gewalt verloren“, sagt Elisabeth Bahr.
Anfangs musste der Plausch über den Gartenzaun den Witwen das Gespräch mit dem Partner ersetzen. Mittlerweile verbringen sie bei schönem Wetter jeden Tag miteinander. „Wir machen unser Herz leichter und geben uns Kraft“, sagen sie.
Für Ingeborg Bensch ist die Freundschaft ein wahrer Segen. Nach dem Tod ihres Mannes wusste sie nicht, wie sie den Alltag meistern sollte und ob sie den Garten alleine halten konnte. Im April 2015 musste sie sich nach 34 Jahren von ihrem Grundstück trennen. „Zuhause rumsitzen, das war gar nichts für mich“, erzählt sie. Da kam das Angebot von Elisabeth Bahr gerade richtig. „Komm doch zu mir“, sagte sie spontan und seitdem teilen sich die beiden Frauen Arbeit und Freude in ihrer 400 Quadratmeter großen „Oase“.
Sie bauen Kartoffeln, Möhren, Zwiebeln, Bohnen und Erdbeeren an. „Alles außer Salat“, erzählt Nachbarin Brigitte Loseries, die das Grundstück gegenüber seit 38 Jahren hat. „Den fressen nur die Kaninchen auf.“ „Wir haben sogar Weintrauben“, berichtet Elisabeth Bahr stolz. Als ihr Mann Albert noch lebte, machte er daraus Wein.
Heute wandern die Früchte in ein Gelee und werden verschenkt. Zum Beispiel an den Witwer vom Grundstück nebenan. „Immer gegen halb vier rief seine Frau ‚Heinz, kommst du Kaffee trinken?’ Als keiner mehr rief, habe ich ihn eingeladen. In der schweren Anfangszeit war er jeden Nachmittag unser Gast und konnte sich seinen Kummer von der Seele reden“, erzählt Elisabeth Bahr während sich Wegewart Peter Koenen zu dem Damentrio gesellt und bestätigt: „Die drei sind eine eingeschworene Gemeinschaft.“
Die „jüngste Attraktion“ im Gartenbauverein Tackheide ist der Imker. Drei seiner Bienenstöcke haben neuerdings in Peter Koenens Garten eine Heimat gefunden. „Dafür kriege ich dann Honig ab“, freut er sich.
Nachbarschaftshilfe macht auch bei den Tieren nicht halt. Brigitte Loseries füttert die wilde Katze, wenn ihre Nachbarin im Urlaub ist. Im Winter versorgen alle die Vögel, und auch die Fische im Teich brauchen Pflege. Offiziell geht die Saison im GBV Tackheide vom 1. April bis zum 31. September. Inoffiziell ist das ganze Jahr über Saison.
„Wir fühlen uns im Garten mehr Zuhause als in der Wohnung“, sagen die drei Frauen unisono. „Und wenn’s ganz kalt wird, rufen wir den Sommer mit einem Glas selbstgemachter Brombeermarmelade zurück.“