Ein Leben zwischen Buchhalter und Sinter Klaas

Seit 42 Jahren schlüpft Albert Peulen aus Venlo in das Kostüm des Heiligen Mannes.

Krefeld/Venlo. Albert Peulen führt ein Doppelleben: 49 Wochen im Jahr kümmert er sich um die Lohnbuchhaltung in der Venloer Verwaltung, drei Wochen verwandelt er sich in einen heiligen Helden. Dann klebt sich der 60-Jährige einen langen weißen Bart ins Gesicht, zieht sich Talar und Bischofsmütze an und begibt sich auf seine Mission: Als der offizielle Sinter Klaas von Venlo lässt er Kinderherzen höher schlagen.

Am ersten Advent besucht der niederländische Nikolaus traditionell auch Uerdingen. Mit einem Löschboot legen er und seine Helfer, die Zwarten Pieten, offiziell aus Spanien kommend, am Uerdinger Steiger an und werden immer von hunderten Kindern erwartet.

"Ich war dieses Jahr zum fünften Mal in Uerdingen", sagt Peulen. "Und wir hatten erstmals schönes Wetter." Deswegen fand der gebürtige Venloer seinen Besuch diesmal besonders schön: "Alle Leute waren viel fröhlicher. Und auch für mich war es angenehmer, weil ich nicht so viele patschnasse Händchen schütteln musste." Für tosenden Applaus sorgte seine Rede auf dem Rathaus-Balkon: "Jetzt sehe ich erst, wie schön Uerdingen ist", sagte er. "Noch schöner als Krefeld."

Peulen ist Sinter Klaas aus Leidenschaft. Mit 18 legte er sich das erste Mal das Kostüm an, das sein Leben verändern würde. "Ich war damals Büttenredner und habe mich nur als Witz für eine Tanzstunde als Nikolaus verkleidet. Doch dann haben mein Bruder und ich uns ein Kostüm gemietet und die ersten offiziellen Termine wahrgenommen."

Am Anfang waren es zehn Auftritte pro Saison, 2008 schon 100. "Das war viel zu viel", sagt Peulen, der sich jedes Jahr drei Wochen Urlaub für seine Aufgabe nimmt. Dieses Jahr hat er sein Pensum auf 60 Termine beschränkt und Auftritte an andere abgegeben. "Trotzdem habe ich vor allem in der ersten Dezemberwoche keine freie Minute."

Das Familienleben kommt in dieser stressigen Zeit aber nicht zu kurz, denn Peulen hat Frau, Sohn und Tochter in den Nikolaus-Betrieb mit eingebunden. "Meine mittlerweile erwachsenen Kinder begleiten mich als Zwarte Pieten, seit sie klein sind. Meine Frau kümmert sich um Schminke und unser Wohlergehen."

Auch nach 42 Jahren ist Peulen immer wieder von den Kindern gerührt: "Es ist so schön, wenn sie an mich glauben. Viele vertrauen mir ihre Geheimnisse an, wenn sie mit mir allein sind, zum Beispiel dass sich ihre Eltern streiten." Viele bringen ihn aber auch zum Lachen. So hat ihn ein Mädchen gefragt, warum die Zwarten Pieten so schwarz seien. "Da habe ich ihr erklärt, dass sie in Spanien viel in der Sonne liegen und ich ihnen schwarze Ziegenmilch zu trinken gebe." Die Reaktion: "Ach so, und ich dachte, die wären geschminkt."