Eine Tasse macht den Krefelder zum Kaffeeröster
Thomas Dieker ist dem Kaffee verfallen. Jetzt macht er seinen eigenen – und verkauft ihn.
Krefeld. Eine einzige Tasse Kaffee sollte das Leben von Thomas Dieker komplett auf den Kopf stellen. Als selbständiger Programmierer saß er vor einigen Jahren im Büro einer Auftraggeberin, zufälligerweise die Chefin einer bekannten Bremer Kaffeerösterei.
"Bis dahin kannte ich nur braune Plörre", bekennt der heute 38-Jährige, "und dieser Kaffee war dagegen einfach köstlich." Von diesem Augenblick an stand für ihn fest: Das will ich auch machen. Und so eröffnete der Krefelder 2004 an der Breitestraße seine Kaffeerösterei "Crefelder.de". Zu seinen Kunden zählen inzwischen nicht nur private Kaffeegenießer, auch zahlreiche Cafés und Bäckereien.
Doch bevor es so weit war, hieß es büffeln. Denn obwohl der Kaffeeröster kein Lehrberuf mehr ist - gänzlich unbedarft wollte Thomas Dieker die Sache dann nicht angehen. "Ein dreiviertel Jahr lang bin ich jeden Morgen nach Köln gefahren, habe ein Praktikum in Kölns ältester Kaffeerösterei Schamong gemacht. Bei ihm habe ich ein 100 Jahre altes Verfahren zum Rösten gelernt."
Morgens um sechs Uhr wurde also dem Kaffeeröster Fred Schamong über die Schulter geschaut, mittags die Theke an der Breitestraße selbst gebaut.
Überhaupt hat Thomas Dieker die gesamte Inneneinrichtung seiner Kaffeerösterei geplant und gestaltet. Der ganze Stolz des 38-Jährigen ist das schwarze Ungetüm im hinteren Teil des Ladenlokals: die Röstmaschine, Baujahr 1969. "Die habe ich gebraucht gekauft, neu war die nicht zu realisieren", erzählt er.
Je nach Saison wird zwei- bis fünfmal pro Woche geröstet. Das Prinzip: Der Rohkaffee wird durch einen Trichter in die Rührtrommel geschüttet. Durch eine Gasflamme werden die Bohnen je nach Sorte bei 180 bis 220Grad rund zehn Minuten geröstet, gekühlt - fertig ist der frisch geröstete Crefelder Kaffee. "Vorher müssen noch Fremdkörper wie kleine Steinchen entfernt werden, indem der Kaffee angesogen und der Rest aufgefangen wird."
Die erste Zeit als Kaffeeröster war für Thomas Dieker spannend und aufregend. "Ich weiß gar nicht, wie viele Fehlröstungen ich anfangs hatte, bevor ich ganz zufrieden war. Manchmal habe ich auch einfach bei Fred Schamong angerufen, der mittlerweile im Ruhestand ist."
Inzwischen hat Thomas Dieker Routine, traut sich auch an Eigenkreationen ran. Wie zum Beispiel der Frühstückskaffee, an dessen endgültigem "Rezept" er ein halbes Jahr lang herumprobiert hat. Derzeit "bastelt" er an einer neuen Mischung, dem Bürokaffee.
Bis der Kaffeeröster mit einer neuen Mischung zufrieden ist, ist so mancher Liter Kaffee und Espresso durch seine Kehle geflossen. "Ich bin sozusagen ein Berufstrinker", sagt er lachend.
Bereut hat er die wohl folgenschwerste Tasse Kaffee seines Lebens nicht. "Der Schritt vom Programmierer zum Kaffeeröster war der richtige. Es ist super, wie gut mein Angebot angenommen wird."