Entdeckungstouren: Krefeld mit anderen Augen

Einmal im Monat gehen Neugierige auf Entdeckungstour durch die Seidenstadt. Selbst Einheimische können dabei auf viel Neues aufmerksam werden.

Krefeld. Stadtführerin Regina Molls weiß es aus Erfahrung: Meist entschließen sich auch Krefelder Bürger, eine Entdeckungstour durch ihre Stadt zu wagen. Wie Monika Diercks, die der Liebe wegen vor 38 Jahren nach Krefeld gezogen ist und nun an der „Stadtgrenze Bockum-Uerdingen“ lebt. Oder Ursula und Werner Schmitz von der Obergath, die „an der Grenze zu Königshof, aber noch in der Stadt“ wohnen.

Eine weitere Krefelderin hatte gleich ein Clübchen mit Freunden von Düsseldorf bis Sonsbeck dazu eingeladen. Neun Personen waren diesmal bei der Stadtführung des Verkehrsvereins dabei, die in den Sommermonaten regelmäßig am letzten Samstag im Monat angeboten wird.

Mit einem ordentlichen Stapel Karteikarten ist die Stadtführerin bestens vorbereitet, aber ihre „Zahlen- und Namensdusche“ zur Einführung kann Zuhörer überfordern. Zum Ende ihrer detaillierten Aufzählung von Industriebetrieben des Wirtschaftsstandorts lässt sie eine Tüte mit Traubenzucker herumgehen, und so können sich die Gäste noch einmal stärken.

Wohltuend für die Krefelder Seele ist es zu hören, dass Anfang des 19. Jahrhunderts den Düsseldorfern das Geld ausging, den Stadtbaumeister Adolf Vagedes weiterhin zu beschäftigen. Die Krefelder nutzten die Chance, den Herrn für ihre Stadterweiterung zu engagieren.

An der Kreuzung Rheinstraße/Hochstraße hat Werner Schmitz ein Aha-Erlebnis: „Hier bin ich schon tausendmal gewesen und habe das noch nie bewusst wahrgenommen!“ An dieser Stelle markieren Metallbänder im Straßenverlauf den Standort des ehemaligen Niedertores. Eine kleine Tafel an der Wand des Geschäftshauses gibt kurze Informationen.

Eine Bodenplatte im kühlen Schatten der Dionysiuskirche erzählt von den 13 Quaker-Familien, die 1683 in die Neue Welt auswanderten. Auf der Sonnenseite des Platzes zeigt sich der Verkehrsverein als netter Gastgeber, denn auf dem Bauernmarkt gibt es eine Runde Apfelsaft.

Weiter geht es durch die schmalen, aber wenig attraktiven Gassen der City. Die Mauer hinter der Mennonitenkirche, „Bratwurst-Paule“, der Schwanenmarkt, der leer stehende Brauerei-Ausschank „Et Bröckske“, das Förderprogramm Stadtumbau West, das Mahnmal für die ehemalige Synagoge und das Behnischhaus sind einige der Stopps für weitere Erklärungen.

Manches vom Alltag früher und heute wird für die auswärtigen Gäste lebendig, die Krefelder können Anekdoten aus ihren Kindertagen oder Erzählungen älterer Generationen beitragen.

Zum Schluss der eineinhalbstündigen Tour gibt es auf dem Stadtmarkt einen kleinen Umtrunk. Für alle eine willkommene Gelegenheit, den Spaziergang mit Gesprächen und Tipps für weitere Erkundungen ausklingen zu lassen. Und nachdem eine Teilnehmerin die Idee hatte, das „Reserviert“-Schild vom Schatten schnell auf einen leeren Sonnentisch setzen, hat niemand es eilig, die nette Runde zu verlassen.