Freibad-Spaß bei Nieselregen

Nur einige Hartgesottene trauen sich in den Außenbereich des Badezentrums. Die WZ hat am Beckenrand nachgefragt.

Krefeld. Nora (9) und Julia (10) blicken skeptisch durch die beschlagene Glastüre Richtung Außenbecken. „Meinst du wirklich?“, fragt Nora und bindet ihr Handtuch um die Hüften. Julia zögert. „Draußen sind die Rutschen“, sagt die Zehnjährige zur Motivation.

Während die beiden Mädchen noch unentschlossen sind, planscht Victoria (10) quietschfidel im Freibad des Badezentrums Bockum — Nieselregen hin oder her. „Nass bin ich ja eh“, ruft sie auf dem Weg zur roten Rutsche. Auf die hat sie sich heute zum ersten Mal getraut. „Die ist sooo toll schnell.“ Kaum gesagt, rennt sie die Stufen für die nächste Runde hoch. Immerhin keine Schlange, Victoria kann direkt loslegen.

„So um die zwölf Badegäste“, schätzt Tim Poguntke, der momentan eine Ausbildung zur Fachkraft für Bäderbetriebe absolviert. Mehr seien es in seiner Frühschicht von 6 bis 14 Uhr nicht gewesen. Wenig zu tun, Regen und 16 Grad schrecken ab. Ihn allerdings nicht. Mit roter kurzer Badehose steht er tapfer am Beckenrand. Die Gänsehaut überspielt er mit einem Lächeln. Nur die Sonnenbrille fehlt im gewohnten Bild.

Angelika Kellermanns

„Langeweile kommt nicht auf. Es gibt immer was zu erledigen“, sagt der 21-Jährige. Da wird der Schwimmmeister auch mal zum Gärtner und jätet Unkraut. „Oder wir reinigen das Durchschreitebecken samt Dusche.“ Zwei Mann stark ist derzeit die Besetzung im Außenbereich. Bei einer normalen Auslastung (um die 2000 Gäste) sind doppelt so viele Kollegen im Einsatz.

Schwimmmeister Frank Peters hat sich gerade ein paar Minuten im Container neben dem Becken aufgewärmt. Heißer Kaffee und eine Heizung — eine Wohltat für die kalten Füße. Die Sonnencreme — Faktor 30 — steht ungenutzt auf dem Erste-Hilfe-Schrank. „Jetzt gehe ich mal meine Runde“, sagt er. „Da hat man auch mal Zeit, einen kleinen Plausch zu halten.“ Immer positiv denken.

Das ist auch das Motto von den Kellermanns. Sie ziehen im Sportbecken ihre Bahnen. „Hier ist es bei schlechtem Wetter besonders schön. Ruhig und viel Platz zum Schwimmen“, sagt Franz Kellermanns (66). 1000 Meter, zwei Mal die Woche, davon kann ihn nichts abhalten. Schon gar nicht ein verregneter Sommer. Seine Frau Angelika begleitet ihn ab und zu: „Ist doch toll, das Wasser ist wärmer als die Luft.“ 24 zu 16 Grad.

Um Kosten zu sparen, könnten die Temperatur in den beiden Außenbecken heruntergefahren werden. Nach Pfingsten wurde auf 22,5 Grad verringert. Noch sei das aber keine Option, sagt Hans-Joachim Crone, stellvertretender Betriebsleiter des Badezentrums. „Wir hoffen einfach auf besseres Wetter.“ Aus diesem Grund werde man vorerst auch die gewohnten Öffnungszeiten beibehalten.

Auch wenn Spitzenwerte wie 2006 und 2010 momentan in weiter Ferne liegen. 2006 waren es im Freibad alleine an einem Tag 8000 Gäste. Selbst im Hallenbad „könnte es derzeit mehr sein“, sagt Crone. Rund 120 Gäste sind es gestern Nachmittag.

Darunter Nora und Julia, die mittlerweile eine Entscheidung getroffen haben: „Bei Drei rennen wir los.“