Garten: Blüten – schön und lecker

Viele Pflanzen, die jetzt blühen, kann man essen. Ein Rundgang für alle Sinne durch den Botanischen Garten.

Krefeld. Wer dieser Tage durch den Botanischen Garten geht, bewegt sich durch ein Reich der Sinne. Nicht nur Sehen und Staunen sind angesagt, auch Riechen, Schmecken und Fühlen. Die Vögel, die durch die Zweige und Äste fliegen, geben dazu ein gut hörbares Konzert. Der Garten der Natur ist derzeit reichlich gedeckt und will entdeckt werden unter dem Motto: mit allen Sinnen genießen.

Im Bauerngarten deutet Birgit Loy, die Chefin im Botanischen Garten, auf bunte Blumen. "Die sehen nicht nur gut aus, sie schmecken gut", lächelt sie. Borretsch, das Küchenkraut, das blaue sternchenartige Blüten treibt, kommt frisch aromatisch daher. Gelb, Rot und Orange sind die farbigen Auswüchse der Kapuzinerkresse. "Die ist richtig lecker", sagt die Biologin und probiert ein hübsches gelbes Blütenblättchen. "Kressig scharf ist sie, aber eigentlich zum Essen viel zu schade."

Taglilien können genossen werden und natürlich die Gänseblümchen, die ein Hingucker sind im Salat. Nicht so intensiv schmecken Ringelblumen, dafür geben sie Farbe. In Verbindung mit Öl verleihen sie den Speisen einen gelblichen Ton, ähnlich wie Safran. Veilchen- und Rosenblüten sind da eher wieder eine Sache für den Genussmenschen. Aber: "Hände weg vom Fingerhut", warnt Loy. "Der ist giftig. Wer sich nicht genau auskennt, sollte besser nicht auf eigene Faust probieren." Der Sommer treibt nicht nur essbare Blüten.

Immer der Nase nach geht’s am Bauerngarten vorbei, Richtung Osten, zur Zimterle mit ihren cremeweißen Blüten. Sie verströmen einen fast betörenden Duft und locken nicht nur Insekten, sondern auch Menschen an. Daneben steht eine Scheinkamelie, mit ebenfalls weißen Blüten. Es ist ein Gehölz aus dem asiatischen Raum mit einer glatt glänzenden gemusterten Rinde.

"Der Lieblingsplatz der Krefelder bei schönem Wetter ist der Rosengarten", erzählt die Biologin. Jetzt ist die Königin der Blumen ist in fast allen Variationen voll erblüht. Von Weiß bis Dunkelrot leuchten die Blütenblätter und verströmen einen satt-süßen Duft.

Samtig grüne Früchte, die wie kleine Bälle aussehen, hängen an der Bitterorange. Loy: "Später im Jahr verfärben sie sich ins Gelbliche und sind schön für den Adventsteller." Doch daran mag noch keiner denken... Bienen und Hummeln tun sich in den lilafarbenen Blüten der Artischocke gütig. Direkt darunter bilden sich die Früchte aus.

"Unser mildes niederrheinisches Klima lässt die mediterranen Pflanzen gedeihen und den Winter im Freien überstehen." Neben der Artischocke sind dies auch Kamelien, Kakteen und Feigenbaum. Letzterer trägt viele Früchte, die jedoch noch nicht ausreift sind.

"In Dresden muss in jedem Winter ein mobiles Gewächshaus über einer großen Kamelie aufgebaut werden. Das brauchen wir hier nicht", erzählt die Fachfrau und deutet nun auf einen Baum, der typisch ist für die Samt- und Seidenstadt: Die Maulbeere, deren Blätter die Seidenraupen bevorzugen. "Die brombeerartigen Früchte lieben dagegen die Amseln. Sie essen sie uns weg, denn sie sind lecker fruchtig." Auch die Vögel wissen also zu genießen.