Haus Schönhausen: Schmuckstück für Sportlotterie (mit Video)
Katharina Kulla kümmert sich als Architektin um die Sanierung von Haus Schönhausen. Schon im Herbst soll alles fertig sein.
Krefeld. Schöner kann eine Immobilie in Krefeld kaum liegen. Umgeben vom gleichnamigen Park, thront das Haus Schönhausen an der Uerdinger Straße in Bockum. Bald wird die Musikschule endgültig hier ausziehen. Und dann geben in der denkmalgeschützten Villa die Handwerker den Ton an.
„Ich denke, dass wir mit der Sanierung im April/Mai beginnen können“, erzählt Katharina Kulla bei einem Rundgang durch das Gebäude. Die Krefelder Architektin hat den Auftrag, die Villa wieder auf Vordermann zu bringen. Geschätzte Kosten: rund 600 000 Euro. „Wir werden etwa ein halbes Jahr brauchen“, sagt Kulla.
Eigentümer der Villa ist seit wenigen Wochen der Krefelder Unternehmer Gerald Wagener. Der Chef der Auric-Gruppe hat das Haus für knapp 400 000 Euro von der Stadt gekauft. Wagener will Haus Schönhausen als Privatier sanieren und es dann mit 20 Prozent Abschlag zur ortsüblichen Vergleichsmiete der gemeinnützigen Deutschen Sportlotterie (DSL) zur Verfügung stellen.
Noch verfügt die DSL nicht über die notwendige Lizenz, um ihre Arbeit aufnehmen zu können. „Wir rechnen im Frühjahr damit“, sagt Wagener. Er plant im ersten Jahr mit 50 Millionen Euro Umsatz. Davon werden etwa 20 Millionen Euro als Gewinn ausgeschüttet, 15 Millionen fließen an die Athleten, der Rest entfällt auf Steuern und laufende Kosten.
Ziel der DSL ist es, mit Hilfe von Wetten im Internet Geld für Sportler zu beschaffen, die bei olympischen und paralympischen Spielen für Deutschland an den Start gehen.
Die Lotterie geht auf eine Idee von Wagener und Diskus-Olympiasieger Robert Harting zurück. Laut Harting befindet sich die Bundesrepublik in Sachen Sportförderung auf dem Weg zum Entwicklungsland. Die Zahl der Sportler habe sich seit der Wiedervereinigung verdoppelt, die Zahl der Medaillen aber halbiert.
„Nach der Sanierung bietet die Villa Platz für etwa 15 Mitarbeiter der Sportlotterie“, erzählt Architektin Kulla. Geplant sei eine reine Büronutzung mit Konferenzräumen. Bis es soweit ist, müssen die Fenster getauscht oder aufgearbeitet werden. Fassade, Sanitär, Elektro und IT-Technik verschlingen ebenfalls viel Geld. „Heizung und Dach sind dagegen ganz okay“, berichtet die 44-Jährige.
Parkett- und Marmorböden lassen ebenso wie das großzügige Treppenhaus und holzvertäfelte Wände ahnen, wie nobel die früheren Eigentümer in der Villa gewohnt haben. Beim Rundgang zeigt sich die klassische Aufteilung: Große, repräsentative Räume im Erdgeschoss, Schlaf- und Kinderzimmer in der ersten Etage, kleine Kammern für das Personal im Dachgeschoss. Inklusive Keller verfügt Haus Schönhausen über 530 Quadratmeter.
Dass sich die Musikschule oft mit einfachsten Mitteln behelfen musste, zeigen die mit Eierkartons beklebten Türen. Schallschutz light. Skurril wirkt ein Din-A4-Blatt hinter Folie, das auf dem Weg ins Dachgeschoss vor der letzten Stufe im Treppenhaus an der Wand klebt. Es fordert die Schüler auf, ihre Schuhe gründlich abzutreten. „Bis hier oben war der gröbste Dreck sicher ab“, lacht Katharina Kulla.
Den Höhepunkt des Rundgangs bildet der Turm. „Sie sind typisch für die im italienischen Stil gebauten Villen“, erläutert Kulla. „Die Bauherren wollten eben zeigen, wie wichtig sie sind.“ Als Büro taugt das Turmzimmer zwar nicht. Aber der Blick über den Schönhausenpark ist ohne Zweifel grandios.