Interview: Belker und das Batmobil
Der 47-Jährige Krefelder, der mittlerweile in Los Angeles lebt, entwirft Fahrzeuge für Hollywood-Filme.
Krefeld. Wenn sich auf der Kinoleinwand lebendig gewordene Comic-Helden in fantastischen Fahrzeugen durch eine skurrile Großstadtkulisse wie vielleicht Gotham City jagen, dann hat häufig ein gebürtiger Krefelder seine Finger im Spiel - nicht nur bei Streifen wie eben "Batman".
Harald Belker heißt der Mann, der in der Traumfabrik Hollywood vor allem Fahrzeuge fürs Lichtspielvergnügen entwirft, aber auch ganze Kulissenlandschaften erschafft. Aufgewachsen ist der 47-Jährige in Krefeld. Heute lebt der Designer in Marina Del Rey bei Los Angeles. Die WZ sprach mit ihm über seine Arbeit und sein Leben für den Film.
Herr Belker, Welche Bedeutung hat der Begriff "Heimat" für Sie?
Harald Belker: Familie, Herkunft, schöne Erinnerungen. Die schlechten vergisst man ja mit der Zeit - zum Glück! Aber ich bin und ich werde immer ein Deutscher bleiben. Seit zwei Jahren habe ich zwei Staatsangehörigkeiten. Mir war das nie geheuer, nur ein Ausländer mit einem Visum zu sein.
Wie kam es dazu, dass Sie ausgewandert sind?
Belker: Eigentlich bin ich nicht richtig ausgewandert - immer wieder wollte ich zurück. Erst als ich in Hollywood Fuß gefasst habe, wurde mir klar, dass ich wohl nur noch zu Besuch in die Heimat komme. Meine ersten Jahre habe ich an der amerikanischen Ostküste verbracht. Dort habe ich durch ein Stipendium überhaupt erst die Möglichkeit bekommen zu studieren und konnte mich am Ende über den "Bachelor of Science" in "Industrial Technologies" freuen. Wenn ich für den Film arbeiten will, dann muss ich natürlich in L.A. sein - obwohl viele Projekte heute in Australien oder Kanada realisiert werden. Aber hier in Hollywood ist immer noch die Zentrale für Entertainment.
Wie sehen Sie Krefeld heute?
Belker: Nun, ich wohne in einer Riesenstadt. Wenn ich nach Krefeld komme, gehe ich überall zu Fuß hin. Die Entfernungen sind so gering im Vergleich. Wahnsinnig macht mich die Parkerei auf den engen Straßen, die schlechte und komplizierte Verkehrsführung in der Stadt. Welchen Sinn haben diese Mini-Kreisel? Das Wort "Verkehrsfluss" gibt es wohl nicht im Krefelder Verkehrsamt. Doch ich habe eine Hand voll an Freunden in Krefeld, die ich gerne besuche.
Vermissen Sie Krefeld? Wie beschreiben Sie einen Krefelder?
Belker: Gute Frage, wenn ich durch die Stadt laufe, fällt mir auf, dass ich eine Art Ausländer bin. Wenn ich typische Krefelder sehen will, muss ich wohl ins "Gleumes" gehen. Da ist heute noch alles so, wie es immer war - leider auch, dass man beinahe unverschämt gemustert wird. Eine sensationell deutsche Eigenschaft! Aber Krefeld ist urig und gemütlich.
Wie haben Sie als Designer in die Filmbranche gefunden?
Belker: Nach meinem ersten Studium als Design-Ingenieur habe ich in der Zeitschrift "Auto, Motor, Sport" einen Bericht über Autodesign gelesen, woraufhin ich mich beim "Art Center College of Design" in Pasadena beworben habe. Dass ich da auch gleich angenommen wurde, war phänomenal. So war die Liebe zum Autodesign geboren. Meine Schulzeit oder meine Ausbildung in Krefeld sind nicht weiter erwähnenswert - erst in den Staaten habe ich mich richtig entwickelt. Zum Film kam ich durch Zufall, nachdem ich bei Mercedes-Benz in Kalifornieren gearbeitet habe. Ich habe es einem Freund zu verdanken, dass er mich an Warner Brothers weiterempfehlen konnte, und mich für den Job, der meine Karriere startete, vorschlug. Ich bekam ihn. Dabei ging es darum, das "Batmobil" zu entwerfen.
Ihre Arbeiten sind hauptsächlich in Comic-Verfilmungen zu sehen...
Belker: Ja, ich arbeite viel an Comicverfilmungen, weil die ein großes Budget haben und kreative, immer völlig neue Entwürfe brauchen. Als kleiner Junge hatte ich natürlich viele Comics, die ich vor dem Schlafengehen gelesen habe. Sobald mein Vater die fand, hat er sie mir weggenommen. Wer hätte gedacht, dass ich mal so mein Geld verdiene - mit Comics im Hintergrund. Natürlich war Batman schon immer einer meiner liebsten Helden.
Wie viele Stunden am Tag arbeiten Sie?
Belker: Das ist das Negative am freiberuflichen Dasein: 60 Stunden sind normal, oft kommen die Wochenenden dazu. Besonders bei Werbespots: Die Agenturen rufen Freitagnachmittags an und möchten etwas für den nächsten Montagmorgen haben. Das wird so gut bezahlt, dass man natürlich zusagt - und sich das ganze Wochenende ärgert, dass man wieder am Computer sitzt. Und man arbeitet besser an zwei Jobs zur selben Zeit als an einem!
Woran arbeiten Sie derzeit?
Belker: Ich habe gerade "Ironman 2" fertig gemacht und in den vergangenen Monaten auch an "Tron 2" gearbeitet. Dies wird ein sensationeller Film. Für die nächsten Monate habe ich einen Job im Produktdesign. Seit zwei Jahren arbeite ich zudem mit einer Produktionsfirma an einer eigenen Geschichte herum, mehr kann und darf ich leider nicht verraten.