Irans Herz schlägt in der VHS

Über Verbrechen und Widerstand sprachen Aktivistinnen in der Volkshochschule.

Krefeld. Ein Schleier des Grauens legt sich über den Versammlungsraum in der Volkshochschule. Zwei Menschenrechtskämpferinnen aus dem Iran berichten über die sadistischen Verbrechen des Ajatollah-Regimes. Zur Eröffnung der Ausstellung „Irans Herz schlägt“ hat die Krefelder Gruppe von Amnesty International (ai) Mercedeh Mohseni aus Köln und Mina Soltani aus Lüneburg eingeladen.

Die beiden Flüchtlinge berichten sowohl über die Verbrechen hinter den Gefängnismauern aber auch vom mutigen Widerstand insbesondere der Frauen im Iran. Soltani ist die Schwester des inhaftierten Anwalts Abdolfattah Soltani. Ihr Bruder sei 2009 zu 13 Jahren Haft und zwanzig Jahren Berufsverbot verurteilt worden.

Mina Soltani klagt an, dass ihrem Bruder im Gefängnis die ärztliche Betreuung verweigert werde. Er leide an einer Erkrankung des Darms und an Blutarmut. Medikamente dagegen würden ihm verweigert. Wie ihm erginge es vielen Inhaftierten.

Mitstreiterin Mercedeh Mohseni war früher Lehrerin und stammt aus einer Familie, die sich aktiv für die Menschen- und Frauenrechte einsetzte. Zwei ihrer Brüder flohen ins Ausland. Der jüngste wurde während seiner viereinhalbjährigen Haft in Isfahan, rund 500 Kilometer von der iranischen Hauptstadt Teheran entfernt, gefoltert.

Mohseni schätzt die Zahl der Hinrichtungen seit 1980, dem Jahr der Machtübernahme der Mullahs, auf 4800. Auch nach der Wahl von Hassan Rohani zum Präsidenten habe es keine Wende gegeben. Nach wie vor werde hingerichtet und gefoltert. Auch Steinigungen von Frauen kommen trotz eines offiziellen Verbotes seit 2002 immer noch vor.

Die Menschenrechtskämpferin ist sichtlich bewegt, als sie von 14 und 15 Jahre alten Mädchen erzählt, die hingerichtet wurden. Damit sie nicht als Jungfrauen in das Paradies eingehen, wie es der Koran verspricht, werden sie in der Nacht vor der Hinrichtung von den Wärtern vergewaltigt. Und Mohseni prangert noch eine andere sadistische Praxis an: Damit der Todeskampf am Galgen länger dauert, wird der Strick vom Henker absichtlich so lang gehalten, dass das Opfer mit den Fußspitzen noch den Boden berührt. Auf diese Weise kämpft das Opfer bis zu fünfzehn Minuten mit dem Tode.

Ai-Sprecherin Jutta Köbernick würdigte die verschiedenen in der Illegalität arbeitenden Frauen-Komitees im Iran als „die effektivsten Aktivistinnen, die sich mit großem persönlichem Engagement für Demokratie und Menschenrechte in ihrem Land einsetzen.“ Die Ausstellung im Foyer der VHS ist noch bis zum 21. Oktober zu sehen.