Jahrelang die Augen verschlossen
Immer neue, immer erschütterndere Nachrichten dringen aus dem Finanz-Fachbereich der Stadt. Was ist da bloß bei der Verwaltung los? In dem Amt geht es offenbar seit Jahren drunter und drüber. 2006 war öffentlich geworden, dass ein Mitarbeiter Mieten und Nebenkosten in Höhe von sage und schreibe 675 000 Euro nicht eingefordert hatte.
Nur zwei Jahre später - und im Mai erst bekannt geworden - dann die fatale 800 000-Euro-Überweisung an ein Unternehmen, das kurz darauf insolvent ist. In dieser Woche werden Kartons voller unbearbeiteter Akten entdeckt. Und nun auch noch das: Weil es im gleichen Amt massive Rückstände und Fehler bei der Bearbeitung von Grundabgaben gibt, werden Mitarbeiter zur Verstärkung geschickt, die diese Aufgabe gar nicht übernehmen dürfen. Und die Rechnungsprüfer geben auch noch ihren Segen und hebeln so das als Kontrolle viel beschworene Vier-Augen-Prinzip völlig aus.
So sehr Oberbürgermeister Gregor Kathstede jetzt auch bemüht ist, die Schlamperei in dem Amt restlos aufzuklären, so hat er in den vergangenen Jahren doch die Augen verschlossen. Denn die Signale waren überdeutlich, dass im Stadthaus etwas gehörig schiefläuft. Und der seit wenigen Tagen in Düsseldorf tätige Manfred Abrahams, dem als Geschäftsbereichsleiter in Krefeld der Pannen-Fachbereich direkt unterstand, muss sich den Vorwurf gefallen lassen, dass er das Amt sich selbst überlassen oder einfach weggeschaut hat.
Die neuerlich bekannt gewordenen Fehler werfen die Frage auf, was eigentlich zwei Jahre lang so intensiv geprüft worden ist. Offenbar wurde in dieser langen Zeit nur bei der Gewerbesteuer nachgeschaut. Angeblich sollte ein Systemfehler ausgeschlossen werden. Von einem Einzelfall war schließlich die Rede.
Dass sozusagen eine Bürotür weiter Akten in Kartons verschwinden und Mitarbeiter hoffnungslos überlastet fehlerhafte Bescheide verschicken, fällt in diesem unendlich langen Zeitraum keinem der Prüfer auf? Das ist nicht nachvollziehbar. Die Luft wird für Kathstede von Tag zu Tag dünner.