Wir Krefelder Joachim Froebe: Morgens Klassik, abends Karneval

Joachim Froebe lebt in einem musikalischen Spannungsfeld. Er ist Gitarrenlehrer und privat gerne im Jazzkeller — in seiner sechsten Session spielt er nun aber auch Stimmungslieder.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Für die Musik hat Joachim Froebe nicht nur beinahe das Abitur seiner jüngeren Schwester riskiert, sondern auch gewissermaßen unter Strom gestanden. Als er mit 15 Jahren die Gitarre seiner älteren Schwester erbte, die das Instrument nicht mehr spielten wollte, machte er nichts anderes mehr. Er spielte so viel, dass für Abi-Prüfungen lernen fast unmöglich war. Als er dann noch eine E-Gitarre auf dem Sperrmüll fand, war es um ihn geschehen. „Ich wollte sein wie Jimmi Hendrix“, sagt der Bockumer. Dazu musste er damals allerdings mit einem Kabel im Mund spielen, um das Instrument zu erden.

So sieht Leidenschaft für die Musik aus. Und sie hat sich in seinem Leben nie gelegt. Nachdem er sich drei Jahre lang selbst das Gitarrespielen beibrachte und dachte er habe dabei musikalisch „tolle Erfindungen gemacht, die es dann aber leider schon gab“, sollten ihm dann doch endlich Profis helfen. Er nahm viele Jahre Unterricht. Erst in der Hülser Musikschule, dann bei Rhythm Matters am Grünen Dyk.

30 Jahre später ist er selbst Gitarrenlehrer und auch sonst leidenschaftlicher Musiker. Sein Wohnzimmer ist ein Spiegel dieser Begeisterung. Klavier, Cello, Flöten, Sansula, Trommeln und selbstverständlich Gitarren sind hier zu finden — auch sehr zur Freude seiner beiden Kinder (drei Monate und zwei Jahre alt).

Was Genre angeht, lebt der gebürtige Eifler in einem Spannungsfeld. Tagsüber gibt er seit 2007 bei Rhythm Matters und in einer Musikschule in Korschenbroich Gitarrenunterricht und leitet in der Luise-Leven-Förderschule in Hüls ein Bandprojekt für schlecht hörende Kinder. Privat hört er, „wenn überhaupt, bei der vielen Musik, die ich den ganzen Tag um mich habe“, am liebsten Jazz. Aber wenn die ersten Karnevals-Fans in ihre Kostüme schlüpfen, dann gibt es für den Musikpädagogen, der derzeit 45 Gitarrenschüler hat, das Kontrastprogramm.

Dann wird aus dem 48-Jährigen einer der Oedingsche Jonges. Auf 25 Auftritten pro Session stehen bei ihm und seinen Bandkollegen Karnevals-, Party- und andere Stimmungslieder auf der Setlist. Und das nun schon in der sechsten Zeit der Karnevalssitzungen. Durch eine WZ-Anzeige war er auf die Suche der Oedingsche Jonges nach einem Gitarristen gestoßen. Zunächst hatte sich die Stimmungsband für einen anderen Musiker entschieden.

Aber dann kam Froebe schneller zu seinem ersten Einsatz als gedacht. Denn kurz vor der Session trennte sich die Band wieder von ihrem Gitarristen. „Und dann hatte ich nur noch vier oder fünf Proben Zeit, damit das Programm für eine halbe Stunde saß.“ Früher habe er immer gedacht, „Covermusik zu machen sei ganz einfach“. Doch er habe sich eines Besseren belehren lassen. „Da muss alles auf den Punkt sein.“ Wenn es bei den Karnevalssitzungen auf die Bühne geht, dann gibt es keinen Sound-Check, da wechselte ein Punkt auf dem Unterhaltungsprogramm den anderen ab. „Da muss man innerhalb von einer Minute starten können.“

Mittlerweile haben Joachim „Joe“ Froebe und die Band ein Repertoire von rund hundert Stücken. Für diese Session sind schon fast 25 Auftritte gebucht. Zum Programm gehören nur Stücke, „die wir auch gerne spielen“, sagt der Krefelder, der vorher eigentlich nie „ein Karnevalstyp gewesen ist“ und bei seinem ersten Band-Termin in einem großen Festsaal den Tisch des Elferrats für eine Theke hielt. Wenn die Sitzungen vorbei sind, geht Froebe an Karneval aber auch selbst raus — in den Jazzkeller.