Jüdische Kulturtage: Geschichte und Gegenwart
Zahlreiche Veranstaltungen ermöglichen die Begegnung mit der jüdischen Kultur.
Krefeld. Nach 1998, 2002 und 2007 finden in diesem Jahr zum vierten Mal die Jüdischen Kulturtage im Land statt. Krefeld wird sich zum dritten Mal beteiligen. Vom 20. März bis zum 17. April erwarten 26 Veranstaltungen ihre Besucher, 19 freie und städtische Kultureinrichtungen haben das Programm auf die Beine gestellt. Insgesamt sind 52 Kommunen mit mehr als 500 Veranstaltungen beteiligt. „Einblicke — jüdisches (er)leben“ lautet das Motto der Tage. Kulturdezernent Roland Schneider und Johann Schwarz, Vorsitzender der hiesigen jüdischen Gemeinde, stellten das Krefelder Programm jetzt vor.
Schneider zitierte Dieter Graumann, den Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland: „Wer heute miteinander Kultur erlebt, wird sich morgen nicht feindlich gegenüberstehen.“ Das Thema Interkulturalität, das friedliche Miteinander der Kulturen, sei für ihn in Krefeld, der „Stadt der Toleranz“, der zentrale Aspekt.
Schneider und Schwarz dankten Anette Puhl vom Kulturbüro für die Koordination in Krefeld. Es werden Ausstellungen, Lesungen, Konzerte, Vorträge und szenische Darbietungen zu erleben sein. Schwarz freut sich, dass für die Kulturtage jetzt auch das 2008 eröffnete neue jüdische Gemeindezentrum zur Verfügung steht.
Anette Puhl gliedert das Programm thematisch in „Beiträge der zeitgenössischen jüdischen Kunst und Kultur, die Auseinandersetzung mit der eigenen Beziehung zum Judentum, die Begegnung unterschiedlicher Religionen und Beiträge erinnernden Charakters“.
Den Krefelder Auftakt gestaltet die Schauspielerin Nina Hoger am 22. März im Stadttheater. Sie liest Texte von Else Lasker-Schüler zu Klezmermusik. In der Mediothek stellt am 23. März Viola Roggenkamp ihren Roman „Die Frau im Turm“ vor. Sie fragt sich darin, was es bedeutet, in Deutschland jüdisch zu sein.
Ältere Fernsehzuschauer kennen noch sein „Pariser Journal“ und seine „Personenbeschreibungen“: Der Journalist und Dokumentarfilmer Georg Stefan Troller, geboren 1921 in Wien, stellt am 29. März im jüdischen Gemeindezentrum seine „Selbstbeschreibung“ vor.
Rolf Gompertz wurde 1927 in Krefeld geboren. 1939 floh er mit seinen Eltern vor den Nazis in die USA. Am 4. April erinnert er sich in der Villa Merländer an das jüdische Leben in Krefeld vor dem Zweiten Weltkrieg, und am 7. April trifft er sich zum Gespräch mit Krefelds ehemaligem Oberbürgermeister Dieter Pützhofen im jüdischen Gemeindezentrum.