Koo Nimo: Gütiger Großvater mit Gitarre

Der 73-jährige Koo Nimo aus Ghana begeisterte mit seiner Musik die Zuschauer im Spie-Die.

Krefeld. Die Bühne des Spie-Die ist an diesem Samstagabend ins stimmungsvolle Zwielicht eines ausklingenden Sonnentages getaucht, als Koo Nimo mit seinen drei Begleitern aus der Kulisse tritt. Schon die Art und Weise, in der sich der 73-Jährige auf seinem Stuhl niederlässt und die Gitarre auf den Schoß nimmt, strahlt Würde aus. Er beginnt seinen Vortrag mit einem kurzen Grußwort, betont darin die Vielfalt als das verbindende Element zwischen den afrikanischen Kulturen, und kümmert sich keine Sekunde darum, dass eine solche Feststellung im Europäischen Denken leider immer noch als Paradoxon empfunden wird. Schlichte Geschichten mit tiefgründigem Humor Der Mann kommt aus Ghana an der afrikanischen Westküste und verzaubert sein Publikum mit der Ausstrahlung eines gütigen, aber keineswegs trotteligen Großvaters. Zu den sanften Rhythmen von zwei akustischen Gitarren, einer dezenten Percussion und fast polynesisch-lieblich klingendem Satzgesang zelebriert er mit sonorer Bariton-Stimme seine Songs - kleine Geschichten von volkstümlicher Schlichtheit, aber mit viel tiefgründigem Humor: Die Episode von dem alten Mann, der erst durch seinen kleinen Enkel lernt, dass seine Weisheit nicht vollkommen ist, von Sokrates, dessen Überzeugungskraft an der Türschwelle seiner Frau Xanthippe endet, oder von der Falschheit, die sich oftmals hinter der Anrede "mein Freund" zu tarnen versucht. Sein Gitarrenspiel ist nicht virtuos, und er ist auch kein Stimmakrobat, aber die Zuhörer im gut besetzten Sälchen an der Dießemer Straße waren hingerissen. Sollte der eine oder andere Besucher hinter dem Begriff "Palmwine Music" vielleicht ausgelassene Party-Musik erwartet haben, so hielt seine Enttäuschung jedenfalls nicht lange an. Koo Nimo, ein Griot, der seit Jahrzehnten die mündlich überlieferte(n) Geschichte(n) des Ashanti-Volkes sammelt und in seinen Liedern weitererzählt, ist in seiner Heimat ein Star und überzeugte mit seinem Charme und seinen musikalischen Miniaturen mühelos auch das Krefelder Publikum davon, dass Weisheit und Ethik gleichermaßen die Grundlage und das Ergebnis des konstruktiven Zusammenspiels aller Kräfte einer Gesellschaft sind. Wo sie fehlen, ist die Gesellschaft krank - das ist Koo Nimo’s Botschaft. Der Mann sollte auch in jedem deutschen Parlament und in jeder deutschen Vorstandsetage auftreten.

Fürs erste hat der Grandseigneur der ghanaischen Musik ein weiteres Highlight in der großartigen Konzertreihe Klangkosmos gesetzt und kam natürlich auch nicht ohne Zugabe von der Bühne. Bleibt zu hoffen, dass diese Angebote nicht den fürs kommende Jahr drohenden Etat-Kürzungen zum Opfer fallen. Es wäre schade bei solch exzellentem Niveau.