Krefelder lässt Pferde fliegen

Reinhardt Wendt bringt die wertvollen Vierbeiner zum Reiter-Wettstreit nach Hongkong.

Krefeld. Die Welt blickt ab dem 8. August nach Peking zu den Olympischen Spielen 2008. Schon jetzt beginnt die Reise für viele Akteure in das "Land des Lächelns". Vor eine besondere logistische Aufgabe ist hierbei die Reiterei gestellt. Schließlich ist ein Pferd wesentlich schwieriger in das "Reich der Mitte" zu fliegen, als ein Koffer mit Sportkleidung.

Hat die spanische Dressur-Auswahl, bestehend aus drei Pferden und Reitern, ihrem Trainer Jan Bemelmans die Basisstation auf dem Verberger Gut Auric bereits in Richtung Aachen verlassen, gibt es für die Deutschen mit dem Krefelder Reinhardt Wendt als Chef de mission des Deutschen Olympiade-Komitees für Reiterei (DOKR) noch viel Arbeit im Warendorfer Leistungszentrum.

Dort ist die Isolationsstation für die Spring- und Vielseitigkeitspferde eingerichtet. Die vier Dressurpferde, darunter Isabell Werths Satchmo, stehen - wie die Spanier - in Aachen.

Wendts Bestreben ist es, dass für Deutschland und die insgesamt 14 wertvollen Rösser, die Reiter, Trainer und ihre Begleiter alles reibungslos vonstatten geht, denn die Marschroute heißt: Gold. Die Reiter gelten bei Olympischen Spielen als deutsche Goldbank. Sie haben seit 1912 insgesamt 76 Medaillen, davon 34 Mal in Gold, erzielt. Dies ist gleichbedeutend damit, dass der Reitsport die erfolgreichste deutsche Disziplin bei Sommerspielen ist.

Wendt ist in diesen Tagen mehr als beschäftigt: "Ich führe Gespräche mit Trainern, Reitern, Pferdebesitzern, beruhige Nerven, glätte Wogen, beantworte Medienanfragen", beschreibt er im Stakkato seinen Arbeitstag. Er beginnt um 6.30 Uhr mit einer Stunde auf dem Pferderücken, bei dem der engagierte Mann Kraft tankt für die anstrengende Arbeit.

"Die ersten Telefonate führe ich nach dem Frühstück um acht Uhr von zu Hause aus, um neun Uhr geht es bis 23 Uhr ins Büro. Gegessen wird, wenn Zeit ist." Zu den letzten Dingen, die geregelt werden müssen, sind Hotel- und Zimmerbuchungen, Akkreditierungs- und Flugzuteilungen.

Die deutschen Pferde sind fit. Ein Testflug im Vorfeld nach Hongkong (WZ berichtete) hat wertvollen Aufschluss über die klimatischen Gegebenheiten und ihre Auswirkungen auf die edlen Rösser gebracht.

Laktosetests, Gewichtskontrollen und Fitnesstraining sollen darüber hinaus helfen, die Luftfeuchtigkeit von rund 81 Prozent und die Temperaturen um 31 Grad im Reiterstadion von Sha Tin verkraften zu helfen. Am 25. kommen dann die Pferde in Amsterdam zusammen und fliegen um 0.20 Uhr Richtung Hongkong. "Meine Maschine geht sechs Stunden früher", sagt Wendt. "Wenn die Pferde und Reiter landen, bin ich schon da."